Irak-Krise:USA entsenden Flugzeugträger in den Persischen Golf

George H.W. Bush is supporting maritime security operations and theater security cooperation efforts in the U.S. 5th Fleet area of responsibility.

Angesichts des Dschihadisten-Vormarsches im Irak entsenden die USA einen Flugzeugträger in den Golf: Sein Name: "USS George H.W. Bush" (hier ein Archivbild zum 90. Geburtstag des Ex-Präsidenten am 12. Juni 2014)

(Foto: AP)

Die USA schicken angesichts der Eskalation im Irak einen Flugzeugträger in den Persischen Golf. Er soll für den Fall einer Militäroption bereitgemacht werden. Sein Name: "USS George H.W. Bush".

  • USA schicken Flugzeugträger in den Golf
  • Tausende Iraker melden sich zum Armeedienst
  • Iran wird nach den Worten von Präsident Ruhani keine Truppen ins Nachbarland schicken, um gegen die Terrorgruppe Isis zu kämpfen. Ruhani hält aber eine Zusammenarbeit mit den USA für möglich.
  • Soldaten berichten von Erfolgen gegen Isis-Kämpfer

USA entsenden Flugzeugträger in den Golf: Angesichts des Dschihadisten-Vormarsches im Irak entsenden die USA einen Flugzeugträger in den Golf. Die Entsendung der "USS George H.W. Bush" werde den USA "zusätzliche Flexibilität" bieten, sollten "militärische Optionen zum Schutz amerikanischer Bürger oder Interessen im Irak notwendig sein", erklärte Pentagon-Sprecher John Kirby am Samstag. Begleitet werde der Flugzeugträger von einem Kreuzer und einem Zerstörer. US-Präsident Barack Obama hatte am Freitag eine Entsendung von Bodentruppen in den Irak ausgeschlossen. Allerdings will er nach eigenen Angaben in den kommenden Tagen eine "Reihe anderer Optionen" prüfen.

Der prominente US-Republikaner John McCain rief zu sofortigen US-Luftangriffen im Irak auf, um den Vormarsch der Islamistenmiliz Isis zu stoppen. Zugleich forderte er von Präsident Barack Obama, dessen Sicherheitsteam zu feuern - allen voran Generalstabschef Martin Dempsey, den höchsten US-Offizier. Sein Team habe Obama schlecht beraten, sagte der Senator aus Arizona am Freitag in einem Interview des Senders CNN. Die irakische Regierung soll bei der US-Regierung angefragt haben, ob diese die islamistischen Extremisten mit Drohnenangriffen bekämpfen könne.

Tausende Iraker melden sich zum Armeedienst: Nach dem rasanten Vormarsch der Islamistengruppe Isis im Irak hat Ministerpräsident Nuri al-Maliki Sunniten und Schiiten zum gemeinsamen Kampf gegen den Terror aufgerufen. "Wir gehören zu einem Land und einer Religion", appellierte er am Samstag in einer Fernsehansprache an seine Landsleute. "Hört nicht auf die, die über Sunniten und Schiiten reden", sagte Al-Maliki in der zentralirakischen Stadt Samarra, die offensichtlich aus der Gewalt von Isis-Kämpfern zurückerobert wurde. "Von Samarra aus beginnen wir die Schlacht, um den Terrorismus zu besiegen."

Zudem erhalte das irakische Militär laut Malikis Angaben Verstärkung im Kampf. Innerhalb weniger Stunden würden Freiwillige zu der Armee stoßen, sagte er weiter vor Offizieren in Samarra. Die Stadt etwa 100 Kilometer nördlich von Bagdad werde "nicht die letzte Verteidigungslinie sein, sondern ein Sammelpunkt" im Konflikt mit den Isis-Kämpfern. "Das ist der Anfang vom Ende für sie."

Nach einem Aufruf des irakischen Großajatollahs Ali al-Sistani an seine schiitischen Glaubensbrüder meldeten sich Tausende Iraker in Rekrutierungszentren, wie Medien am Samstag meldeten. Auch der radikale Schiitenprediger Muktada al-Sadr rief seine Anhänger zum Widerstand auf.

Irakisches Militär berichtet von Erfolgen: Nach dem Vormarsch der Dschihadisten im Norden des Iraks hat die Armee des Landes die Rückeroberung dreier Städte nahe der Hauptstadt Bagdad vermeldet. Am Samstag hieß es zudem aus Armeekreisen, eine größere Offensive gegen die radikalsunnitische Isil-Gruppierung werde vorbereitet. Das Militär brachte nach eigenen Angaben mit Unterstützung von Stammeskämpfern unter anderem die Stadt Ischaki in der Provinz Salaheddin nördlich von Bagdad wieder unter ihre Kontrolle. Wie Polizei und Rettungskräfte mitteilten, wurden dort zwölf verkohlte Leichen von Polizisten entdeckt. Auch die nahen Städte Muatassam und Dhuluijah seien seit Freitagabend zurückerobert worden. Weiter hieß es von der Polizei, die Dschihadisten seien vor der Stadt Mukdadijah in der Provinz Dijala gestoppt worden. Demnach gab es heftige Gefechte.

Iran will keine Soldaten in den Irak schicken: Der iranische Präsident Ruhani hat einem Artikel des Wall Street Journal widersprochen, wonach Iran bereits Soldaten in den Irak geschickt habe. Es seien keine Truppen entsandt worden. "Wir werden unseren Nachbarn Irak in jeder Weise unterstützen und beraten, aber eine militärische Beteiligung ist nicht angefordert worden und steht auch nicht zur Debatte", sagte Ruhani im staatlichen Fernsehen. Er könne sich auch vorstellen, mit den USA zusammenzuarbeiten, sagte Ruhani. Allerdings hält sich nach verschiedenen Berichten bereits General Kassem Suleimani in Bagdad auf, der Kommandeur der Al-Quds-Einheit, die zur Stärkung Irans außerhalb der Landesgrenzen eingesetzt wird. Suleimani, der laut Medienberichten auch Präsident Assad in Syrien militärisch berät, trifft sich in Bagdad nach Informationen des britischen Guardian mit Militärobersten und Stammesführern. Sunnitische Extremisten der radikal-islamischen Gruppe Isis ("Islamischer Staat im Irak und in Syrien") haben in den vergangenen Tagen große Bereiche des Irak unter ihre Kontrolle gebracht. Die Regierung in Bagdad wird wie die in Teheran von Schiiten angeführt. Die Sunniten sind im Irak in der Minderheit.

Prekäre humanitäre Lage: Isis rückt seit Anfang der Woche auf Bagdad vor und brachte mehrere Städte unter ihre Kontrolle, darunter die nördliche Millionenmetropole Mossul. Hunderttausende Iraker sind allein dort auf der Flucht. Insgesamt sind es nach Angaben der Organisation Ärzte ohne Grenzen etwa eine Million. Aus verschiedenen Richtungen wollen Isis-Kämpfer nun Bagdad umzingeln und in die Stadt einrücken. Ziel der Terrortruppe ist ein sunnitischer Gottesstaat vom östlichen Mittelmeer bis zum Persischen Golf. Nach UN-Angaben wurden bei Kämpfen in den vergangenen Tagen mehrere Hundert Zivilisten getötet und etwa 1000 verletzt. Berichte über Massenhinrichtungen durch Isis-Extremisten lösten international Entsetzen aus.

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