Irak:Japanische Geisel tot

Die enthauptete Leiche des 24-jährigen Shosei Koda wurde in Bagdad gefundenen. Eine weitere, polnische Geisel flehte per Video-Botschaft nochmals um ihr Leben. Wie Japan lehnt auch die polnische Regierung einen Rückzug ihrer Soldaten ab. Aus dem Irak werden weitere Entführungen gemeldet.

Bei der in Bagdad gefundenen enthaupteten Leiche handelt es sich um den im Irak verschleppten japanischen Rucksacktouristen Shosei Koda. Anhand von Fingerabdrücken sei er eindeutig identifiziert worden, teilte das Außenministerium in Tokio mit.

Irak: In Sonderausgaben berichten japanische Zeitungen von dem Fund der Leiche des entführten Koda.

In Sonderausgaben berichten japanische Zeitungen von dem Fund der Leiche des entführten Koda.

(Foto: Foto: Reuters)

Nach Angaben irakischer Regierungsvertreter waren Leiche und Kopf des 24-Jährigen in eine US-Fahne gewickelt; sein Körper wies zwei Schusswunden auf. Für Kodas Entführung hatte Sarkawis Gruppe die Verantwortung übernommen. In einem Ultimatum an die Regierung in Tokio forderte sie einen Abzug der japanischen Truppen aus dem Irak.

Das fünfte japanische Opfer im Irak

Dies wurde von Ministerpräsident Junichiro Koizumi abgelehnt. Koizumi bekräftigte auch nach dem Tod der japanischen Geiseln seine Entschlossenheit, sich von den Entführern nicht erpressen zu lassen.

Die Terrorgruppe von Abu Mussab al-Sarkawi hatte gedroht, ihre vergangene Woche verschleppte Geisel zu enthaupten, sollte Japan seine Truppen nicht innerhalb von 48 Stunden abziehen. Koda ist das fünfte japanische Opfer im Irak seit Beginn des US-geführten Kriegs dort.

Gegenwärtig sind rund 600 nicht kämpfende Soldaten der japanischen Selbstverteidigungsstreitkräfte im Irak, um Wiederaufbau- und humanitäre Hilfe zu leisten. Japan muss in Kürze entscheiden, ob das am 14. Dezember auslaufende Mandat für die Truppen verlängert wird.

Polnische Geisel fleht um Rückzug der Soldaten

Man werde für eine angemessene Entscheidung die Sicherheitslage im Irak und den Wiederaufbau des Landes berücksichtigen, sagte Hosoda. Mit dem Beschluss zur Entsendung eigener Soldaten hatte sich Ministerpräsident Junichiro Koizumi, einer der größten Unterstützer der USA bei ihrem Vorgehen im Irak, über breiten Widerstand im eigenen Volk hinweg gesetzt.

Für das gemäß der Verfassung pazifistische Japan bedeutete dies eine Zeitenwende: Erstmals seit dem Zweiten Weltkrieg wurden Soldaten in ein Land geschickt, in dem de facto Kriegszustand herrscht. Japan weiß, dass es angesichts der Gefahr durch Nordkorea auf das Bündnis mit den USA angewiesen ist. Zugleich strebt Tokio eine aktivere sicherheitspolitische Rolle an der Seite der USA an.

Vier weitere Entführungen

In einer von al-Dschasira ausgestrahlten Videobotschaft sagte eine 54-jährige polnische Geisel, sie könne nur noch geretten werden, wenn alle polnischen Truppen den Irak verließen. Ebenso wie Japans Regierungschef Koizumi lehnt auch die polnische Regierung einen Rückzug ihrer rund 2500 Soldaten ab.

Die TV-Sender al-Arabija und al-Dschasira meldeten unterdessen vier weitere Entführungen. Zu den Geiseln zählte ein Sudanese, der für ein US-Unternehmen als Übersetzer arbeitet, ein somalischer Lastwagenfahrer sowie Iraker.

(AFP/dpa)

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