Süddeutsche Zeitung

Irak:Dutzende Tote bei Anschlagsserie

Mehr als 50 Tote und etwa 150 Verletzte: Terroristen haben am Wochenende etliche Anschläge im Irak verübt. Auch im Konvoi des Bagdader Parlamentsvorsitzenden explodierte eine Autobombe.

Die blutige Anschlagsserie im Irak reißt nicht ab. Bei einem Selbstmordattentat und mehreren Autobombenanschlägen wurden am Wochenende mindestens 50 Menschen getötet, wie aus Sicherheitskreisen verlautete. Etwa 150 Menschen seien verletzt worden. Die genaue Zahl der Opfer ist unklar, in Medienberichten kursieren unterschiedliche Zahlen.

Die meisten Todesopfer gab es offenbar in der nördlichen Stadt Mossul, wo ein Attentäter sich am Samstag bei einem Begräbnis in die Luft sprengte und mindestens 27 Menschen mit in den Tod riss. Weitere 48 Menschen seien verletzt worden, berichtete der unabhängige irakische Nachrichtensender Alsumaria. Mossul ist ethnisch und konfessionell stark durchmischt; immer wieder kommt es dort zu Anschlägen.

Am Sonntag detonierten mehrere Autobomben in Gebieten, die überwiegend von schiitischen Muslimen bewohnt sind. Unter anderem verübten Unbekannte einen Autobombenanschlag auf den Fahrzeugkonvoi des sunnitischen Vorsitzenden des Parlaments in der Hauptstadtprovinz Bagdad. Rijadh al-Adhab überlebte unverletzt, zwei andere Menschen wurden getötet.

Al-Qaida unter Verdacht

Nach Polizeiangaben wurden in der südlichen Hafenstadt Basra etwa zehn Menschen bei zwei Explosionen getötet, 15 wurden verletzt. In der schiitischen Pilgerstadt Kerbela kamen demnach zudem zwei Menschen ums Leben, als eine Autobombe in der Nähe eines Industriegebiets explodierte, zehn weitere wurden verletzt. Im Großraum der Stadt Hilla, 100 Kilometer südlich der Hauptstadt Bagdad, detonierten drei an Fahrzeugen angebrachte Sprengsätze. Mindestens elf Menschen wurde getötet, rund 34 verletzt.

Insgesamt starben am Sonntag im ganzen Land mindestens 30 Menschen, mehr als 100 wurden verletzt. Anschläge ereigneten sich unter anderem in den mehrheitlich schiitischen Städten Nassirija und Hafrija sowie in den überwiegend von Sunniten bewohnten Städten Abu Ghraib und Mossul. Anschläge auf Schiiten gehen in aller Regel auf das Konto des sunnitischen Terrornetzwerks al-Qaida.

Im Irak tobt seit langem ein heftiger Machtkampf zwischen Sunniten und Schiiten. Viele sunnitische Muslime, die unter Saddam Hussein der Elite angehörten, fühlen sich heute von der Regierung des schiitischen Ministerpräsidenten Nuri al-Maliki benachteiligt. Versuche der Versöhnung werden von den Extremisten nicht geduldet. Erst am Freitag töteten Terroristen in einer irakischen Moschee in der Stadt Bakuba 30 Muslime, die an einem ökumenischen Gebet von Schiiten und Sunniten teilnahmen.

In den vergangenen Monaten haben im Irak Gewalt und Terror massiv zugenommen, die Sicherheitslage hat sich dramatisch verschlechtert. Der Juli war nach Angaben der Vereinten Nationen mit mehr als 1000 Todesopfern der blutigste Monat der vergangenen fünf Jahre.

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dpa/AFP/sebi/ihe
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