Irak:"Chemie-Ali" war wie Saddam - Tod am Galgen

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Der als "Chemie-Ali" bekannte Cousin des früheren irakischen Präsidenten Saddam Hussein ist hingerichtet worden. Er bereute nie.

Er war im Irak einer der am meisten gehassten Menschen: Ali Hassan al-Madschid. Als sein Cousin Saddam Hussein noch herrschte, agierte er als dessen verlängerter Arm. Dann war al-Madschid - der Mann, der als "Chemie-Ali" bekannt wurde - ganz vorn dabei, wenn es darum ging, Aufständische jedweder Couleur niederzuknüppeln und Rivalen beiseite zu schaffen.

Nach vier Todesurteilen ist der "Chemie-Ali" genannte Cousin Saddam Husseins hingerichtet worden. (Foto: Foto: dpa)

"Chemie-Ali" stand seinem Cousin Saddam, dem er bis zu dessen Exekution Ende 2006 treu ergeben war, in nichts nach. Am Montag wurde al-Madschid am Galgen hingerichtet.

Erst vor gut einer Woche war Ali Hassan al-Madschid wegen des Massakers im kurdischen Halabdscha zum vierten Mal zum Tode verurteilt worden.

In dem Prozess gegen den früheren irakischen Minister und General ging es um das Massaker in der kurdischen Stadt Halabdscha im Nordirak, bei dem 1988 mindestens 5000 Menschen qualvoll durch Giftgas starben. Es war das vierte Todesurteil gegen den 68-jährigen al-Madschid, der seit 2003 im Gefängnis sitzt.

Die Richter waren in voneinander unabhängigen Verfahren stets zu dem Schluss gekommen, dass "Chemie-Ali" Verbrechen gegen die Menschlichkeit begangen hatte. Neben den Giftgas-Angriffen in den achtziger Jahren auf kurdische Gebiete im Norden Iraks, nach denen er den Beinamen "Schlächter Kurdistans" erhielt, wurde ihm auch die blutige Niederschlagung eines Schiitenaufstandes nach dem Golfkrieg 1991 und seine Beteiligung an der Ermordung und Vertreibung schiitischer Muslime 1999 angelastet.

Schon drei Mal wurde al-Madschid zum Tode verurteilt - erstmals im Juni 2007, dann im Dezember 2008 und nochmals im März 2009. Er zählte während der Amtszeit von Saddam Hussein, der Ende 2006 hingerichtet wurde, zu den gefürchtetsten Vertretern der Regierung. 1996 ließ er seine eigenen Neffen Hussein Kamel und Saddam Kamel umbringen, die vorübergehend nach Jordanien geflohen waren.

Vor knapp zwei Jahren hatte sich die Hinrichtung unter anderem deshalb verzögert, weil der damalige Staatspräsident Dschalal Talabani das Urteil gegen "Chemie-Ali" zunächst nicht unterzeichnet hatte.

Der damalige Vizepräsident Tariq al-Hashimi hatte erklärt, al-Madschid sei Offizier der Armee gewesen, den man wegen der von ihnen ausgeführten Befehle nicht zum Tod verurteilen dürfe. Dies hätte seiner Ansicht nach viele weitere Prozesse gegen ehemalige Militärs nach sich gezogen.

Al-Madschid, der wie Saddam aus einfachen Verhältnissen stammte und kaum formale Bildung genossen hatte, wurde 1941 nahe der nordirakischen Stadt Tikrit geboren. Seinen Aufstieg in der Baath- Partei und der Armee hat er der Tatsache zu verdanken, dass sich sein vier Jahre älterer Vetter, der Diktator Saddam, in schwierigen Zeiten vor allem auf Männer aus seinem Clan verließ.

Nach dem Sturz des Saddam-Regimes durch US-Truppen im April 2003 war al-Madschid erst fälschlicherweise für tot erklärt worden. Als im August 2006 der Prozess wegen Völkermordes an den Kurden begann, zeigte er sich auf der Anklagebank meist recht gefasst. Teils trat der Saddam-Cousin nun in traditionellen arabischen Gewändern auf.

Trotz Hunderter Zeugenaussagen, Tonbandaufnahmen und Dokumenten, weigerte sich al-Madschid im Gerichtssaal, die Verantwortung für die Verfolgung der Kurden zu übernehmen. Als grausamer Kriegsherr, der Worte wie, "wir löschen sie aus" im Munde führte, will er sich damals nach eigenem Bekunden nur zu "Propagandazwecken" präsentiert haben.

Reue zeigte "Chemie-Ali" nie.

© AFP/gba/bica/plin - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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