Irak:Amerikaner erklären Falludscha für vollständig eingenommen

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Nach knapp einwöchigen Kämpfen kontrollieren US-Truppen und irakisches Militär die Widerstandshochburg nahezu vollständig. Vorläufiges Fazit: Rund 1200 tote Rebellen, verletzte Zivilisten in "beträchtlicher Zahl" und ein entkommener Terror-Organisator.

Auch die irakische Regierung bezeichnete die Offensive am Wochenende als Erfolg. Der Nationale Sicherheitsberater Kassem Dawud räumte aber ein, dass der mutmaßlich Terrorführer Abu Musab al Sarkawi und der Führer der Aufständischen in der Stadt, Scheich Abdullah al Dschanabi, entkommen seien.

Auch in der Nacht zum Sonntag flogen US-Kampfflugzeuge Angriffe auf Stellungen von Aufständischen in Falludscha und im nahe gelegenen Amirija. US-Generalmajor Richard Natonski sagte, seit Beginn der Offensive am Montag seien mehr als 1.200 Aufständische getötet worden. Sicherheitsberater Dawud gab die Zahl der Festgenommenen mit 200 an.

Dawud verwies darauf, dass rund 90 Prozent der 200.000 bis 300.000 Einwohner die Stadt in Erwartung der Offensive verlassen hätten. Über eigene Verluste sagte er zunächst nichts; wie viele irakische Zivilpersonen den Kämpfen zum Opfer fielen, ist bisher nicht bekannt.

Der irakische Gesundheitsminister Alaa Alwan teilte mit, die Evakuierung verletzter Zivilpersonen aus Falludscha habe begonnen. Die Zahl sei "beträchtlich". Ein Konvoi des Roten Halbmonds gelangte unterdessen bis ins Stadtzentrum vor Falludscha. Wie die Organisation mitteilte, gestatteten die Koalitionstruppen ihren Fahrzeugen die Durchfahrt.

Bush optimistisch

Nach amerikanischen Angaben wurden bei den Kämpfen 24 US-Soldaten getötet. Auf dem US-Luftwaffenstützpunkt Ramstein trafen seit Montag mehr als 400 verwundete US-Soldaten ein, um im amerikanischen Militärhospital in Landstuhl behandelt zu werden, wie eine Kliniksprecherin sagte.

US-Präsident George W. Bush äußerte sich optimistisch über die Lage im Irak. Mit Blick auf die Erstürmung Falludschas sagte er am Samstag in seiner wöchentlichen Radioansprache, die Truppen "holen sich die Stadt zurück, räumen die von Aufständischen angehäuften Waffen und Sprengstoff aus Moscheen und stellen die Ordnung für gesetzestreue Bürger wieder her".

Wegen der Kämpfe in der nordirakischen Stadt Mossul zogen die US-Streitkräfte ein Bataillon ab, das in Falludscha eingesetzt war. Das Bataillon wurde bereits am Donnerstagabend nach Mossul beordert, wie ein US-Militärsprecher am Samstag mitteilte. Auch die irakische Nationalgarde patrouillierte am Sonntag verstärkt in Mossul. Aufständische haben dort Brücken, Regierungsgebäude und Polizeiwachen angegriffen.

Mehrere Explosionen erschütterten am Samstag die Hauptstadt Bagdad. Augenzeugen berichteten zudem von einem Angriff schwerbewaffneter Aufständischer auf das Bildungsministerium, das in einem dicht besiedelten Geschäftsbezirk liegt.

Rebellen wollen US-Nachschub unterbrechen

Bei Kämpfen und einem US-Luftangriff in der Nähe von Abu Ghraib wurden nach Krankenhausangaben vier Menschen getötet und 29 verletzt. Nördlich von Bagdad brannte in der Nacht zum Sonntag die Öl-Pipeline von Tadschi in die Raffinerie Dora nach einem Anschlag.

Tadschi ist nach Berichten von Augenzeugen in der Hand von Aufständischen. Augenzeugen zufolge übernahmen Rebellen auch die Kontrolle über einen Abschnitt der Fernstraße zwischen Bagdad und Mossul. Offenbar wollten sie Nachschubverbindungen für die US-Armee unterbrechen.

© Von Jim Krane, AP - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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