IQB-Bildungstrend:Bei Viertklässlern sinken die Leistungen in Mathe und Deutsch

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(Foto: Fabian Sommer/dpa)

Immer mehr Kindern fehlen grundlegende Fähigkeiten, zeigt eine Studie. Die Schulschließungen während der Pandemie haben diese Entwicklung verstärkt.

Von Lilith Volkert, München

Dass Kinder weniger lernen, wenn die Schulen wochenlang geschlossen sind oder halbe Klassen im Wechsel unterrichtet werden, ist unbestritten. Doch wie stark haben sich die coronabedingten Einschränkungen im Schulbetrieb tatsächlich ausgewirkt? Wissenschaftler des Instituts zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB) ließen im Sommer 2021 - also nach dem ersten Jahr der Pandemie - deutschlandweit mehr als 26 000 Viertklässler auf ihre Fähigkeiten in Deutsch und Mathematik prüfen. Diesen Freitag haben sie erste Ergebnisse vorgestellt: Die Kompetenzen sind im Vergleich zur letzten Erhebung 2016 zum Teil deutlich gesunken, in allen untersuchten Fächern und Bereichen.

Der Anteil der Kinder, die die von der Kultusministerkonferenz (KMK) festgelegten Mindeststandards verfehlen, ist teilweise erheblich gestiegen. Am Lesen, Zuhören und in Mathematik scheitert etwa jeder fünfte Schüler, an der Rechtschreibung fast jeder dritte. Bei der Lesekompetenz sind die Schülerinnen und Schüler im Schnitt ein Drittelschuljahr hinterher, beim Zuhören fehlt ihnen sogar ein halbes Schuljahr.

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Allerdings gab es schon zwischen 2011 und 2016, den ersten beiden IQB-Erhebungen im Primarbereich, einen negativen Trend. "Wir können nicht sagen, wie groß der Anteil der Pandemie an der erneuten Verschlechterung ist", sagt Petra Stanat, die wissenschaftliche Leiterin des IQB, bei der Vorstellung des Kurzberichts. Sie weist aber darauf hin, dass sich der hohe Anteil an Kindern, denen grundlegende Fähigkeiten fehlen, nicht durch vorübergehende Aufholprogramme dauerhaft verringern lasse.

Die soziale Schere öffnet sich weiter

Außerdem hat sich die soziale Ungerechtigkeit verstärkt: Ein höherer sozioökonomischer Status der Eltern geht laut IQB-Bildungstrend 2021 mit höheren Leistungen der Kinder einher. Das ist nicht neu, der Studie zufolge hat sich dieser Zusammenhang aber noch einmal spürbar verstärkt. Zudem zeigen Schülerinnen und Schüler aus zugewanderten Familien in allen Bereichen durchschnittlich schwächere Leistungen als Kinder ohne Migrationshintergrund.

"Die Ergebnisse offenbaren, dass besonders Kinder von den pandemiebedingten Schulschließungen betroffen waren, die zu Hause weniger Unterstützung erhalten können", sagt KMK-Präsidentin Karin Prien (CDU). Der Hamburger Bildungssenator Ties Rabe (SPD) fordert eine Verlängerung und Aufstockung des Corona-Aufholprogramms.

Eine erfreuliche Tatsache offenbart der Kurzbericht des IQB: Die ohnehin hohe Schulzufriedenheit der Schülerinnen und Schüler ist noch einmal gestiegen. Die vollständige Studie soll im Oktober vorgestellt werden, dann auch mit einer Auswertung der Leistungen in den einzelnen Bundesländern.

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