Süddeutsche Zeitung

Interview: Judith Holofernes:Wir sind Helden - und der Dalai Lama auch

Judith Holofernes und Pola Roy, Sängerin und Schlagzeuger der Band "Wir sind Helden", sind praktizierende Buddhisten und setzen sich seit Jahren für Tibet ein. Kein Wunder, dass sie den Dalai Lama auf seiner Deutschland-Tour begleiten.

Barbara Vorsamer

sueddeutsche.de: Seit wann unterstützt ihr die Tibet-Initiative? Pola Roy: Schon seit einigen Jahren. Wir hatten schon bei einigen Tourneen Stände für Tibet aufgestellt, was, glaube ich, für beide Seiten gut gepasst hat. Die Tibet-Initiative arbeitet viel mit Unterschriftenaktionen und will ihre Informationen weitergeben und bei unseren Konzerten ist ein Publikum, das sich dafür interessiert.

sueddeutsche.de: Ist die Tibet-Initiative auf euch zugegangen? Oder war die Zusammenarbeit eure Idee? Judith Holofernes: Ich glaube, kennen gelernt haben wir die Tibet-Initiative bei einer Veranstaltung von Amnesty International, kann das sein?

Pola: Ich glaube nicht.

Judith: Stimmt, das war es nicht. Ich weiß gar nicht mehr, wie das los ging.

Pola: Für mich war Tibet schon immer ein Land, das mich sehr fasziniert hat, eine Kultur, die mich sehr fasziniert hat. Da Judith und ich Buddhisten sind, hat uns auch dieser Aspekt der tibetischen Kultur sehr fasziniert. Deswegen war es für uns dann klar, dass wir mit der Tibet-Initiative zusammenarbeiten.

sueddeutsche.de: Seid ihr schon mal in Tibet gewesen?

Judith: Wir würden sehr gerne hinfahren und würden auch gerne einmal nach Dharamsala fahren. Doch das Problem ist, dass ich mit meinem Asthma Angst vor der Höhe habe. Dazu kommt jetzt auch noch, dass man mit einem kleinen Kind nicht dort hinfahren soll. sueddeutsche.de: Habt ihr den Dalai Lama auf seiner kompletten Deutschland-Tournee begleitet? Judith: Nein. Aber bei der Veranstaltung in Berlin sind wir auch wieder dabei und spielen gemeinsam mit der Band Tele. Die unterstützen uns, weil "Wir sind Helden" zur Hälfte im Urlaub sind. Wir werden zwei Lieder von Rio Reiser spielen.

sueddeutsche.de: Habt ihr den Dalai Lama bei dieser Reise zum ersten Mal getroffen? Judith: Nein, das war vergangenes Jahr in Hamburg. Dort war eine ganz ähnliche Veranstaltung wie diese in Nürnberg. Ich war zu meiner großen Freude und zu meinem großen Schrecken eingeladen, auf die Bühne zu kommen und eine Frage an den Dalai Lama zu stellen. Da habe ich ihn zum ersten Mal die Hand geschüttelt und ihn Stirn an Stirn begrüßt. Das war schon ein ganz besonderer und aufregender Moment für mich.

sueddeutsche.de: Wie ist dein Eindruck vom Dalai Lama? Judith: Das Auffälligste an ihm ist seine Heiterkeit, die geht ja bis hin zur Albernheit. Das irritiert viele Leute, andere finden es ganz angenehm. Zum Beispiel kann er nicht besonders gut mit ernsten Zeremonien umgehen und fängt dann an, das Mikrophon auseinander zu nehmen und ins Publikum zu winken und sich seine Schuhe auf- und zuzubinden. So bringt er das Publikum zum Lachen. Ich finde das ganz wunderbar, das kommt meinem albernen Naturell sehr entgegen. Ich glaube aber, dass diese Albernheit vielen Leuten den Blick darauf verstellt, dass der Dalai Lama einer der ganz großen Gelehrten unserer Zeit ist.

sueddeutsche.de: Was hast du von ihm gelernt? Judith: Mitgefühl. Davon schreibt und redet er immer. Seine Lehre, wie man Mitgefühl praktisch umsetzen kann, finde ich sehr hilfreich.

sueddeutsche.de: Ihr habt es schon erwähnt, ihr seid beide Buddhisten. Seit wann?

Judith: Seit fünf Jahren ungefähr.

Pola: Ich habe mich da schon sehr lange für das ganze Themengebiet interessiert, eigentlich schon als Jugendlicher, aber damals noch sehr allgemein. Irgendwann habe ich es dann mal ausprobiert zu meditieren und habe da eine sehr starke Kraft gespürt. Es hat von Anfang an sehr gut funktioniert. Das hat mir gezeigt, dass einem ein Training des Geistes hilft, ein glücklicheres Leben zu führen. sueddeutsche.de: Eine letzte Frage zu Tibet: Was muss für Tibet getan werden? Judith: An die Öffentlichkeit gehen, auf das Problem hinweisen, bei Veranstaltungen Masse zeigen. Der Dalai Lama hat in aktuellen Interviews gesagt, dass er sehr wohl glaubt, dass die Bilder der vielen Menschen, die zu Tibet-Veranstaltungen gehen, auch China erreichen. . . Also: Hingehen. Fünf Freunde mitbringen. Postkarten an die Regierung schreiben. Geld spenden. Auf die Internetseite der Tibetinitiative gehen. Und den Film "10 Fragen an den Dalai Lama gucken."

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.596018
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
Quelle: sueddeutsche.de / bgr
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.