Süddeutsche Zeitung

Internetvideo:Islamist aus Kassel ruft zum Dschihad in Syrien auf

"Wenn du in Deutschland, kannst du nach Syrien fliegen, kannst du hier kommen und Dschihad machen": In gebrochenem Deutsch ruft ein Islamist in einem Internetvideo Muslime zur Beteiligung am syrischen Bürgerkrieg auf. Einem Medienbericht zufolge stammt er aus Deutschland.

Das Video wurde am 24. Februar 2013 ins Internet gestellt. Es zeigt einen Mann, dem das rechte Bein fehlt, im Rollstuhl. Offenbar feuert er hinter einer Barrikade aus Sandsäcken hervor mit einem Maschinengewehr. Dann Szenenwechsel: Vermutlich der gleiche Mann sitzt nun auf einem Sofa in einem Zimmer. Einige Dokumente werden in die Kamera gezeigt, wackelig, verschwommen: ein deutscher Führerschein, eine AOK-Karte, ein Visum.

War in dem Video bislang nur arabisch zu hören, so wendet sich der Mann auf dem Sofa plötzlich in - sehr gebrochenem - Deutsch an die Zuschauer:

"Wenn du in Deutschland, kannst du nach Syrien fliegen, kannst du hier kommen und Dschihad machen. Warum machst du das nicht? Warum hilfst du die Leute hier nicht?"

Mit diesen und anderen Worten ruft der Mann Muslime zur Beteiligung am Bürgerkrieg in Syrien, zum Dschihad, zum heiligen Krieg auf.

Doch was ist in dem Video tatsächlich zu sehen? Der NDR ist der Sache nachgegangen. Demnach zeigt der Film den 38-jährigen Hayan M. aus Deutschland. Der Islamist soll trotz seiner Beinamputation im syrischen Homs gegen die Truppen von Machthaber Baschar al-Assad kämpfen. Und er ruft in dem auf YouTube veröffentlichten Video gezielt Muslime aus Deutschland dazu auf, sich an diesem Kampf zu beteiligen.

Ein Novum: Nie zuvor hab es eine solche deutschsprachige Botschaft aus Syrien gegeben, heißt es. Sicherheitskreise sagten dem NDR: "Das hat eine neue Qualität." Die gezeigten Dokumente sollen beweisen, dass der Mann zuvor in Deutschland gelebt hat. Zuletzt wohnte er den Recherchen des NDR zufolge im hessischen Kassel - mit deutscher Frau und zwei Kindern.

Auf YouTube veröffentlicht hat das Video der User "SyrienRebelWatch2", dessen Intention es nach eigenen Angaben ist, Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu dokumentieren und die Präsenz extremistischer Gruppen in Syrien aufzuzeigen.

In den letzten Monaten gab es immer wieder Berichte über den wachsenden Einfluss von Islamisten unter den Assad-Gegnern in Syrien. Er sorgt zum einen bei den weltlich ausgerichteten Kämpfern für Beunruhigung. Zum anderen stellt er westliche Unterstützer vor Probleme, die säkuläre oder moderat islamische Rebellen oft nur schwer von islamischen Extremisten unterscheiden können.

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