Seit 200 Jahren ist der weltweite Sklavenhandel verboten, die meisten Staaten haben Sklavenhaltung im 19. Jahrhundert abgeschafft.
Schon hier war Mauretanien spät dran: Erst 1981 wurde in dem nordwestafrikanischen Staat die Haltung von Sklaven mit einem Verbot belegt. Verfolgt wurde die Praxis allerdings nicht.
Jetzt hat das mauretanische Parlament ein Gesetz verabschiedet, nach dem auf Sklavenhaltung bis zu zehn Jahre Gefängnis stehen. Auch die Befürwortung oder Verteidigung von Sklaverei steht neuerdings unter Strafe.
Sklaverei ist ein Tabu
Offen ist allerdings, ob das neue Gesetz wirklich etwas ändern wird. Denn auch Strafrecht entfaltet nur eine Wirkung, wenn es durchgesetzt wird - und da hat sich die mauretanische Polizei bisher nicht rühmlich hervorgetan. Noch ist kein einziger Sklavenhalter bestraft worden.
Nur wenige schwarze Mauretanier wagen es tatsächlich, sich unter Berufung auf den Bann der Sklaverei an die Polizei zu wenden und eine Änderung ihrer Lebensumstände zu fordern. Doch bisher halfen die Beamten immer den weißen "Besitzern", die die Rückgabe ihrer Bediensteten forderten.
Sklaverei ist in Mauretanien ein Tabuthema: Jeder weiß um seine Existenz, doch keiner spricht es an. Journalisten, die darüber kritisch berichteten, mussten Gefängnisstrafen fürchten und Kevin Bayles, einer der bedeutendsten Wissenschaftler zum Thema, musste sich als Zoologe ausgeben, um das Land überhaupt bereisen zu dürfen.
Seine Beobachtungen beschreibt der Experte in seinem Buch "Die neue Sklaverei" so: "Im heutigen Mauretanien gibt es keine Sklaverei, doch wohin man auch blickt, an jeder Straßenecke und und jedem Laden, auf allen Feldern und Weideflächen sieht man Sklaven."
Die mauretanische Anti-Sklaverei-Organisation "SOS Esclaves" begrüßt das neue Gesetz trotzdem, und hofft, dass sich trotz der langen Tradition der Diskrimierung nun etwas ändert. "Wir fordern dieses Gesetz seit langer Zeit und sind nun sehr froh, dass es nun verabschiedet wurde."
Keine Sklaverei, aber an jeder Ecke Sklaven
Nach Schätzungen der Organisation gibt es in Mauretanien 600.000 Sklaven, was etwa 20 Prozent der Bevölkerung ausmachen würde. Doch das westafrikanische Land ist nicht das einzige Land, in dem Sklaverei auch im Jahr 2007 noch ein Problem ist.
Die Handelsware Mensch ist weltweit profitabler, als sie jemals war: Nur mit Waffen und Drogen verdient die organisierte Kriminalität mehr. Und Sklaven waren noch nie so billig wie heute.
Rechnet man den Preis, den ein Plantagenbesitzer im 19. Jahrhundert für einen Leibeigenen bezahlen musste, auf heutige Verhätnisse um, würde ein Sklave heute etwa 35.000 Euro kosten. Heutzutage werden Menschen für wenige hundert Euro verkauft, afrikanische Kinder sind schon ab 20 Euro zu bekommen.