Süddeutsche Zeitung

Internationale Umfrage:Wer ist schuld an 9/11?

Eine Umfrage ergibt: In vielen Ländern bezweifeln die Menschen, dass al-Qaida hinter den Terroranschlägen vom 11. September 2001 steckt. Viele verdächtigen Israel oder die USA.

Sieben Jahre nach den Terroranschlägen vom 11. September halten sich in vielen Ländern Verschwörungstheorien über die Hintergründe der Taten - das ergab eine internationale Umfrage. Nur in neun von 17 untersuchten Staaten sind die Befragten mehrheitlich davon überzeugt, dass die Extremistenorganisation al-Qaida wie von ihr selbst erklärt hinter den Anschlägen steckte.

Die Meinungsforscher berichteten weiter, dass vor allem im Nahen Osten, aber auch in Ländern wie Mexiko oder der Türkei viele Bürger vermuten, Israel oder die US-Regierung sei für die Attacken mit Zivilflugzeugen auf New York und Washington, bei denen etwa 3000 Menschen getötet wurden, verantwortlich.

Bei der Umfrage, die von Forschern in den verschiedenen Ländern umgesetzt und von der US-amerikanischen Universität von Maryland koordiniert wurden, kam weiterhin heraus, dass im internationalen Durchschnitt 46 Prozent der Befragten davon ausgehen, dass al-Qaida für die Taten verantwortlich sei. 15 Prozent seien der Ansicht, die US-Regierung habe die Anschläge selbst veranlasst, sieben Prozent vermuten Israel als Urheber und sieben Prozent glauben an andere Drahtzieher. Jeder vierte Befragte gab an, nicht zu wissen, wer die Verantwortung für die Terroranschläge trage.

23 Prozent der Deutschen verdächtigen die USA

In Deutschland glauben der Umfrage zufolge 64 Prozent der Menschen, dass al-Qaida die Taten verübt habe, 23 Prozent sehen die Schuld bei der US-Regierung. Am eindeutigsten sind die Ergebnisse in Kenia und Nigeria: Dort halten 77 beziehungsweise 71 Prozent der Menschen al-Qaida für verantwortlich.

Dagegen wurde in Ägypten mit 43 Prozent am häufigsten Israel als Urheber der Anschläge bezeichnet. In Jordanien gaben 31 Prozent der Befragten diese Antwort und in den Palästinensergebieten 19 Prozent. 36 Prozent der Türken und 27 Prozent der Palästinenser betrachteten hingegen die US-Regierung als verantwortlich für die Anschläge. In Mexiko vermuteten 30 Prozent die US-Regierung und 33 Prozent al-Qaida hinter den Taten.

Für die Umfrage wurden von Mitte Juli bis Ende August 16.063 Menschen in 17 Ländern und Territorien befragt.

Verdächtigungen der US-Regierung

Seit den Anschlägen am 11. September 2001 hat es zahlreiche Websites, Bücher und Filme gegeben, die Verschwörungstheorien über die Taten verbreiteten. Grund für die Zweifel an der Unschuld der US-Regierung sind unter anderem Warnungen, die es über die Flugausbildung von Terroristen und gezielte Anschlagspläne gegeben haben soll. Diese sollen nicht beachtet worden sein.

Nicht nur das eingestürzte World Trade Center in New York, auch der Anschlag auf das Pentagon bleiben Anlass für Spekulation. Kritiker behaupteten, die Schäden am Gebäude seien zu klein, um von einem Flugzeug verursacht worden zu sein, wie offiziell behauptet wurde.

Der US-Regierung wird von Verschwörungstheoretikern weiterhin vorgeworfen, eine Rechtfertigung für den Krieg im Irak benötigt und die Anschläge deshalb geplant oder zugelassen zu haben. Die Erkenntnis, dass der Irak keine Massenvernichtungswaffen besaß, förderte bei Kritikern die Zweifel an der Glaubwürdigkeit der US-Regierung.

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