David Cameron hat ein bewegtes Jahr hinter sich. Endlich hinter sich, wird sich der britische Premier wahrscheinlich denken, denn 2011 hielt nicht allzu viel Erfreuliches für ihn bereit. Im Abhörskandal um die Zeitung News of the World geriet Cameron erstmals gehörig unter Druck, als bekannt wurde, dass der frühere Chefredakteur des Boulevardblatts später für ihn gearbeitet hatte. Als dann Anfang Dezember "Merkozy", die deutsch-französische EU-Doppelspitze, beim Gipfel in Brüssel weitreichende Vertragsänderungen durchdrücken wollten, sah sich Cameron gezwungen, sein Veto einzulegen. Denn er weiß: Ohne den EU-kritischen Teil seiner Partei kann er keine Wahlen gewinnen. Sein einfaches Kalkül: In der Heimat Punkte sammeln. Doch ob das gut geht, ist keineswegs sicher. Denn gerade die britische Wirtschaft, die Cameron vorgeblich vor dem Einfluss der EU schützen will, beklagt, dass die Regierung ihren Einfluss auf den wichtigsten Markt der Briten aus der Hand gibt.
Sebastian Gierke