Internationale Politik: Abstimmung:Trickser, Helden und Versager

Klimagipfel, Weltfinanzkrise, Krieg in Afghanistan: Welche Politiker haben auf der internationalen Bühne in diesem Jahr überzeugt? Wer hatte nichts zu sagen? Stimmen Sie ab!

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Internationale Politik: Abstimmung:Barack Obama

Barack Obama, dpa

Quelle: SZ

Das Jahr endet für Barack Obama mit einem innenpolitischen Triumph: Der Senat hat die umstrittene Gesundheitsreform verabschiedet. Kein Zweifel: Der amerikanische Präsident stand in diesem Jahr wie kein anderer im Fokus der internationalen Aufmerksamkeit - vom Amtsantritt als erster schwarzer US-Präsident bis hin zur Verleihung des Friedensnobelpreises. Doch ist er auch mehr als ein Meister der Rhetorik? Selten musste ein Preisträger die Auszeichnung in Oslo so demütig entgegennehmen. Und selten ist ein Präsident beim Volk so schnell in Ungnade gefallen - allerdings hatte auch vorher keiner höhere Werte.

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Internationale Politik: Abstimmung:Mahmud Ahmadinedschad

Mahmud Ahmadinedschad, dpa

Quelle: SZ

Rumpelstilzchen freute sich, dass die Prinzessin seinen Namen nicht wusste. Irans Präsident Mahmud Ahmadinedschad freute sich, dass der Westen keine Ahnung von der Uran-Anreicherungsanlage in Ghom hatte. Bis zum Sommer. Seither tanzt er dem Westen trotz neuer Sanktionsdrohungen unvermindert auf der Nase herum und sorgt regelmäßig mit aggressiver Rhetorik gegen Israel für Schlagzeilen. Zu Hause empört er sich, sobald die Opposition es wagt, ihn an die Wahlfälschung zu erinnern, mit der er sich eine neue Amtszeit gesichert hat. Die Opposition macht trotzdem weiter und strapaziert seine Nerven.

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Internationale Politik: Abstimmung:Silvio Berlusconi

Silvio Berlusconi, AP

Quelle: SZ

Im Jahr 2009 hat man dem italienischen Regierungschef Silvio Berlusconi einiges an den Kopf geworfen: Ein Mafioso behauptete, sein Pate habe von einem Bündnis mit Berlusconi erzählt. Ehefrau Veronica Lario kündigte an, sich scheiden zu lassen, weil er sich mit zu vielen Damen vergnügt habe. Das Verfassungsgericht kippte das Immunitätsgesetz, das ihn vor Haft schützen sollte. Und schließlich pfefferte ein Attentäter eine Miniatur des Mailänder Doms auf die berlusconi'sche Nase. Nur gut für den Premier, dass er nicht auf den Kopf gefallen ist. Er wird sich wie bisher auch zu wehren wissen. Foto: AP

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Internationale Politik: Abstimmung:Herman van Rompuy

Herman van Rompuy, AP

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Seit dem 1. Dezember ist Herman Van Rompuy EU-Präsident, ein Amt, das durch den Lissabon-Vertrag geschaffen wurde. Als "Konsensus-Schaffer" wurde er vom britischen Premierminister Gordon Brown gelobt - eine nette Umschreibung dafür, dass der Belgier der kleinste gemeinsame Nenner für den Posten war. Profiliertere Kandidaten wie Tony Blair hatten die Regierungschefs der EU-Mitgliedsstaaten schon früh durchfallen lassen. Einen anderen europäischen Konflikt hatte Van Rompuy im Jahr zuvor erfolgreich gelöst: Als Chefvermittler zwischen den zerstrittenen Flämen und Wallonen legte er die Grundlagen für neue Koalitionsverhandlungen. Ende 2008 wurde er belgischer Premierminister.

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Internationale Politik: Abstimmung:Dmitrij Medwedjew

Dmitrij Medwedjew, dpa

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Seit fast zwei Jahren ist Dmitrij Medwedjew russischer Präsident. Er residiert im Kreml, darf mit Präsident Barack Obama über Abrüstung verhandeln und neue Konzepte über einen weltweiten Sicherheitsvertrag entwerfen. Den Russen liest ihr Präsident immer wieder die Leviten und prangert die grassierende Korruption und die schleppende Modernisierung an. Allerdings hat sich bislang wenig geändert - denn viele Beobachter halten seinen Amtsvorgänger weiterhin für den mächtigsten Mann im Land.

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Internationale Politik: Abstimmung:Wladimir Putin

Putin, Reuters

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Dieser Vorgänger heißt Wladimir Putin und er hält noch immer die Fäden in der Hand. Beim Gaskonflikt mit der Ukraine zu Jahresbeginn, bei Kampfsport-Darbietungen oder bei der Bewältigung der Finanzkrise - Putin ist omnipräsent und noch immer äußerst populär. Und so haben es viele Russen gerne gehört, als Putin in seiner dreistündigen TV-Sprechstunde darüber nachdachte, bei der nächsten Präsidentenwahl 2012 erneut zu kandidieren. Ob sich Medwedjew gefreut hat, ist nicht bekannt.

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Internationale Politik: Abstimmung:Nicolas Sarkozy

Nicolas Sarkozy, dpa

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In einige Fettnäpfchen trat 2009 der französische Präsident Nicolas Sarkozy. So postete er stolz auf seiner Facebook-Seite ein Bild, das ihn als Mauerspecht zeigen soll: Mit Hammer in der Hand am 9. November 1989 in Berlin. Nach Recherchen der französischen Zeitung Le Figaro traf Sarkozy jedoch erst eine Woche später in Berlin ein. Einen Monat zuvor musste Sarkozy schon einmal einen Rückzieher machen: Sein Sohn Jean sollte Chef einer der größten Stadtplanungsgesellschaften Europas werden. Jean war zu dem Zeitpunkt erst 23 und Jurastudent im 4. Semester - das roch schon sehr nach Vetternwirtschaft.

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Internationale Politik: Abstimmung:Hugo Chavez

Hugo Chavez, AP

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Es ist schier unmöglich, all die Sprüche und Aufreger aufzuzählen, für die Hugo Chavez verantwortlich ist. Mit seinen Ölmilliarden unterstützt Venezuelas Staatschef gleichgesinnte Länder in aller Welt und bastelt antiamerikanische Allianzen. Zuletzt stänkerte der Linkspopulist gegen Weihnachten: Es sei eine "kapitalistische Verrücktheit", massenweise Geschenke zu verteilen, die zum Verlust der geistigen Werte führten. Chavez' Empfehlung: "Lasst uns mit unseren Kindern hinsetzen und ihnen Geschichten vorlesen von Bolivar, vom Vaterland!"

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Internationale Politik: Abstimmung:Evo Morales

Evo Morales, AFP

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Der bolivianische Präsident Evo Morales ist einer von Chavez' engsten Verbündeten. Er blickt auf ein erfolgreiches Jahr zurück: Im Januar stimmte das Volk in einem Referendum für eine neue Verfassung und im Herbst wurde der einst erste Indio-Präsident wiedergewählt.

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Internationale Politik: Abstimmung:Catherine Ashton

Catherine Ashton, dpa

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Vor November hatte kaum jemand von Catherine Ashton gehört. Vielleicht war das der Grund, warum man sie als Hohe Vertreterin der EU für Außen- und Sicherheitspolitik nominierte. Noch ist immer nicht so ganz klar, was ihre Aufgabe sein wird. Neben ihr wird Europa auch vertreten vom neu geschaffenen EU-Präsidenten und der Europäischen Kommission. Ashton kündigte schon einmal an, mit "stiller Diplomatie" auftreten zu wollen. Im Januar muss sie sich noch dem Europaparlament stellen. Dort kritisiert man schon, Ashton habe zu wenig außenpolitische Erfahrung: Seit Ende 2008 saß die Labour-Politikerin als Außenhandelskommissarin in Brüssel. Vorher war sie parlamentarische Staatssekretärin im britischen Justizministerium.

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Internationale Politik: Abstimmung:Muammar el-Gaddafi

Muammar el-Gaddafi, Getty

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Der libysche Staatschef Muammar el-Gaddafi hat sich 2009 viel Mühe gegeben, die Welt zu verändern. Erst forderte er, Freiwilligen den Kampf gegen Israel zu ermöglichen. Dann gab es Gerüchte, er habe bei den UN die Auflösung der Schweiz beantragt - unter anderem, weil sein Sohn dort festgenommen worden war. Außerdem zerriss er während seiner Rede vor der UN-Vollversammlung in New York aus Ärger über deren "Imperialismus" eine Kopie der UN-Charta. Doch Gaddafis Mühen hatten wenig Erfolg. Israel und die Schweiz bestehen immer noch und während seiner berüchtigten UN-Rede soll sein Dolmetscher mit dem Satz "Ich kann nicht mehr" davongelaufen sein.

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Internationale Politik: Abstimmung:Anders Fogh Rasmussen

Anders Fogh Rasmussen, AFP

Quelle: SZ

Acht Jahre war er Ministerpräsident Dänemarks - und musste sich als Regierungschef des kleinen Landes in großen Krisen auf dem internationalen Parkett beweisen. Seine Rolle während des Karikaturenstreits, in dem die arabische Welt gegen Mohammed-Zeichnungen in dänischen Zeitungen Sturm lief, war nicht vergessen, als Anders Fogh Rasmussen im August Nato-Generalsekretär werden sollte. Die Türkei, selbst Nato-Mitglied, wollte seine Ernennung verhindern. In einem allerletzten Vermittlungsversuch stimmte Barack Obama die Türken um. Seitdem versucht sich Rasmussen an der Annäherung der Nato an Russland und kämpft gegen den Bedeutungsverlust des transatlantischen Bündnisses.

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Internationale Politik: Abstimmung:Lula da Silva

Lula da Silva, Reuters

Quelle: SZ

Lula Superstar: Von Barack Obama zum "beliebtesten Politiker der Erde" ernannt, ist Luiz Inácio Lula da Silva überall ein gern gesehener Gast. Unter der Führung des charismatischen Präsidenten steigt Brasilien langsam, aber stetig in die Elite der Welt auf. Unter Lula holte Brasilien die Olympischen Spiele nach Rio de Janeiro - ein Novum in der Geschichte. Kein südamerikanisches Land hatte bisher jemals die Ehre. Die Krise hat das große Land dank kluger Intervention auch beinahe unbeschadet überstanden. Inwiefern er bis zu seinem Abschied im Jahre 2011 - dann endet seine Präsidentschaft und somit die verfassungsmäßig erlaubte Amtszeit - die starke soziale Kluft in Brasilien überwinden kann, wird sich zeigen.

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Internationale Politik: Abstimmung:Hu Jintao

Hu Jintao, AP

Quelle: SZ

Niemals zuvor war die Volksrepublik China so mächtig wie heute. Das Militär wird zügig modernisiert, die Wirtschaftskrise konnte dem boomenden Land kaum etwas anhaben - und den Klimagipfel in Kopenhagen überstand China auch ohne Schaden, hätten doch klimapolitische Verbindlichkeiten - so die Lesart in Peking - die Wirtschaft gebremst. Investitionen in der ganzen Welt werden China auch in Zukunft im Wettrennen mit den USA um den Titel der größten Volkswirtschaft der Erde helfen. Hu Jintao gilt dabei als Präsident, der den Ansprüchen seines Landes machtbewusst Ausdruck verleiht. Dabei kommt ihm auch eine wichtige Rolle zu, um den Konflikt mit Nordkorea zu lösen.

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Internationale Politik: Abstimmung:Hillary Clinton

Hillary Clinton, AFP

Quelle: SZ

2009 wurde Hillary Clinton Außenministerin der USA. Nachdem die frühere First Lady erst Obamas Gegenspielerin im Wahlkampf war, sollte sie ihm nun zur Seite stehen. Wiederholt konnte sie sich dabei gegen Obamas Vize Joe Biden durchsetzen. Der hatte sich früh gegen eine Truppenaufstockung in Afghanistan ausgesprochen - anders als Clinton. Obama erhöhte die Zahl der Truppen dann insgesamt um 50.000 Soldaten. Im Sommer war es vorübergehend ruhig um die Außenministerin. Sie hatte ihren Arm gebrochen und musste sich schonen. Schnell fand sie jedoch zurück auf die Weltbühne - und anscheinend gefällt ihr die neue Rolle auch ganz gut. Als sie in Pakistan zu ihrer Zukunft befragt wurde, sagte sie: "Ich habe überhaupt kein Interesse daran, noch einmal für das Präsidentschaftsamt zu kandidieren."

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Internationale Politik: Abstimmung:Gordon Brown

Gordon Brown, Reuters

Quelle: SZ

Für den britischen Premierminister Gordon Brown wurde es dieses Jahr eng. In Umfragen stürzte seine Labour-Partei auf ständig neue Rekordtiefs. Bei den Europawahlen im Juni reichte es für Labour mit 16 Prozent nur noch für einen dritten Platz - nach den Konservativen und den Europaskeptikern. Ein Spesenskandal und spektakuläre Fälle von Jugendgewalt taten ihr übriges, um das Vertrauen der Briten in ihren Premier zu erschüttern. Es ist unwahrscheinlich, dass Brown nach den Wahlen im Frühjahr noch im Amt sein wird. Auf der anderen Seite: Bislang hat der Premier noch jede Krise überstanden.

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Internationale Politik: Abstimmung:Tony Blair

Tony Blair , AFP

Quelle: SZ

Der frühere US-Präsident George W. Bush hat Großbritanniens Ex-Premier Tony Blair gern. So gern, dass er ihm im Januar die Medaille der Freiheit verlieh, die höchste Auszeichnung für Zivilisten. Und Blair hatte Bush auch gern. So gern, dass ihm Landsleute vorwarfen, er habe dem Irak-Krieg nur zugestimmt, um sich bei Bush lieb Kind zu machen und dabei mit Beweisen geschludert. Und es gab noch mehr Ärger im Jahr 2009: Die EU ließ Blair nicht Präsident des Europäischen Rats werden. Spätestens bei dieser Entscheidung mag sich Blair gedacht haben, dass ihn die Europäer mal gern haben können.

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Internationale Politik: Abstimmung:Hamid Karsai

Hamid Karsai, dpa

Quelle: SZ

Wer nicht viel verbockt hat, kann sich beim Anblick der Silvesterraketen in Ruhe gute Vorsätze fürs neue Jahr ausdenken. Afghanistans Präsident Hamid Karsai gelobte schon einen Monat vorher Besserung. Er werde die Korruption bekämpfen, den Drogenhandel und den Terror, versicherte er, als er zum zweiten Mal zum Präsidenten gewählt worden war. Oder, genauer gesagt: Präsident geworden war. Die Wahl soll zu Karsais Gunsten gefälscht worden sein. Vielleicht sollte Karsai also auch Ehrlichsein auf seine To-do-Liste setzen.

Foto: dpa, (Texte: Raniah Salloum, Susanne Klaiber, Matthias Kolb, Gökalp Babayigit)

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