International:Backhaus erwartet Mehrausgaben für Küstenschutz

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Monaco/Schwerin (dpa/mv) - Mecklenburg-Vorpommern richtet nach den Worten von Umweltminister Till Backhaus (SPD) den Schutz seiner Küste vorsorglich auf steigende Meeresspiegel aus und stellt sich auf wachsende Kosten ein. So würden Schutzbauten wie Ufermauern, Hochwasserschutzwände oder Sperrwerke so geplant und errichtet, dass sie bei Bedarf später unproblematisch erhöht werden könnten. Seit 1991 seien rund 500 Millionen Euro in den Schutz der Außen-, Bodden- und Haffküsten von Mecklenburg-Vorpommern geflossen. Derzeit wende das Land jährlich rund 20 Millionen Euro dafür auf. "Das wird zukünftig nicht mehr reichen", erklärte Backhaus am Mittwoch.

Er reagierte damit auf den am gleichen Tag in Monaco vorgelegten Sonderbericht des Weltklimarats (IPCC) zur Eisschmelze und den Folgen für die Ozeane. In dem Bericht stellten die Wissenschaftler der Politik ein verheerendes Zeugnis aus und zeichneten eine düstere Zukunft, wenn nicht schnell etwas gegen den Klimawandel unternommen wird. So könne eine beschleunigte Eisschmelze in der Antarktis den Meeresspiegel innerhalb von Jahrhunderten um mehrere Meter steigen lassen. Es sei aber noch unsicher, ob und wann dies beginne, hieß es.

Auch wenn die Aussagen zum Meeresspiegelanstieg noch mit Unsicherheiten verbunden seien, zeichne sich doch eine Beschleunigung ab, konstatierte Backhaus. Einem "Weiter-wie-bisher-Szenario" zufolge muss an der Ostseeküste Mecklenburg-Vorpommerns bis 2100 mit einem mittleren Meeresspiegelanstieg von 84 Zentimeter gerechnet werden. Bisher sei von 50 Zentimetern ausgegangen worden.

"Diese Entwicklung ist für den Küstenschutz in Mecklenburg-Vorpommern von besonderer Bedeutung, da es insbesondere an unseren sandigen Flachküsten zu sichtbaren Veränderungen kommen wird", machte Backhaus deutlich. Er kündigte Beratungen mit Schleswig-Holstein an, um eine gemeinsame Küstenschutzstrategie zu entwickeln. Dabei sollten Universitäten und Forschungseinrichtungen einbezogen werden. Ziel müssten "nutzer- und umweltgerechte Küstenschutzmaßnahmen" sein, sagte Backhaus, ohne konkreter zu werden.

Die jüngste Sturmflut hatte die Küste Mecklenburg-Vorpommerns erst Anfang des Jahres getroffen. Doch fielen die Schäden geringer aus als bei den schwersten Fluten der jüngeren Vergangenheit in den Jahren 2017 und 1995. Die Grünen hatten Backhaus aufgefordert, angesichts der drohenden Gefahren den Generalplan Küstenschutz des Landes zu aktualisieren.

Auch die umweltpolitische Sprecherin der Landtags-Linksfraktion, Mignon Schwenke, forderte die Landesregierung zum Handeln auf. Die vom Weltklimarat vorgelegten Daten seien eine deutliche Aufforderung, schneller und wirkungsvoller beim Klimaschutz zu handeln. "Sicher können wir hier im schönen Mecklenburg-Vorpommern mit einem blauen Auge davonkommen - wir müssen nur viel mehr Geld in den Küstenschutz stecken", erklärte Schwenke. Darüber dürfen aber nicht vergessen werden, dass gerade Menschen etwa in fernen Inselregionen ihre Lebensgrundlage verlören, die am wenigsten für den menschengemachten Klimawandel verantwortlich seien.

Wie aus dem Report des Weltklimarats hervorgeht, ist der Anstieg des Meeresspiegels mit 3,6 Millimetern pro Jahr derzeit doppelt so hoch wie im Schnitt des 20. Jahrhunderts. Während er im gesamten 20. Jahrhundert um 15 Zentimeter geklettert sei, könnte er bei einer starken Erhöhung der Treibhausgase bis 2100 um rund einen Meter steigen. Erst Anfang der Woche hatten mehr als 60 Länder in New York beim Klimagipfel zusätzliche Anstrengungen im Kampf gegen die gefährlich schnell zunehmende Erderwärmung versprochen.

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