Bewohner und Besucher Londons können jetzt genau nachvollziehen, wo während des Zweiten Weltkrieges Bomben aus Nazideutschland niederfielen. Eine interaktive Karte und die dazugehörige Anwendung für Handys machen es sogar möglich, den jeweiligen Typ der Bombe zu bestimmen und weitere Informationen abzurufen. Wissenschaftler der Universität Portsmouth haben für das Projekt mit dem Namen "Bomb Sight" das umfangreiche Datenmaterial des britischen Staatsarchivs aus der Zeit von September 1940 bis Juni 1941 ausgewertet.
In Großbritannien wird die Bombardierung Londons in jenem Zeitraum als "Blitz" bezeichnet. Zu Beginn der Offensive flog die Luftwaffe über zwei Monate lang nächtliche Angriffe mit durchschnittlich 200 Bombern. Mehr als 40.000 Menschen starben, rund 1,4 Millionen verloren ihre Wohnung.
Einer der verheerendsten Angriffe auf die Londoner City in der Nacht vom 29. auf den 30. Dezember 1940 führte zu einem Feuersturm, der als der "zweite große Brand von London" bezeichnet wurde. Die deutsche Luftoffensive erlahmte erst Mitte Mai 1941 - auch weil Hitler damit keinen politischen Effekt erzielt hatte.
Schätzungen zufolge wurden innerhalb dieser neun Monate etwa 1,5 Millionen Bomben auf London abgeworfen. "Wenn man diese Karten und die Verbreitung der Bomben über der Hauptstadt betrachtet, wird klar, was das Wort 'Blitz' bedeutet", sagte Kate Jones von der Uni Portsmouth. "Es scheint erstaunlich, dass London den Angriff überlebt hat."
Am Tag der Veröffentlichung war die Projekt-Website wegen des enormen Nutzeransturms zeitweise nicht erreichbar.