Integrationsgipfel:Willkommenskultur auch beim Arzt

Kliniken und Pflegeheime müssen sich stärker auf Migranten einstellen, das ist die Botschaft von Angela Merkel.

Von Katrin Langhans, Berlin

Merkel bleibt dabei: Wir schaffen das - das ist ihre Botschaft auch beim achten Integrationsgipfel am Dienstag in Berlin. "Es geht gerade in diesen Zeiten um den Zusammenhalt in der Gesellschaft", sagte Merkel - und spielte damit auch auf die Terroranschläge von Paris an. Deren Aufklärung sei auch mit Blick auf die Flüchtlinge wichtig: "Die Terroranschläge haben Millionen Menschen berührt, die Täter müssen jetzt gefunden werden, das sind wir nicht nur den Opfern schuldig, sondern auch den vielen Flüchtlingen", sagte Merkel. Man müsse denjenigen helfen, die in ihrer Heimat vor Terror und Verfolgung fliehen mussten. Und dazu gehört auch das Thema Gesundheit.

Gemeinsam mit Staatsministerin Aydan Özoğuz und hundert Migrantenverbänden, Ärzteverbänden und Vertretern aus der Politik und der Wirtschaft sprach die Kanzlerin über Teilhabe von Migranten am Gesundheitssystem. Diese sei zwar rechtlich verankert, werde aber von Migranten nicht ausreichend wahrgenommen, sagte Merkel. Das Gesundheitswesen müsse noch sensibler auf die Bedürfnisse der Migranten und ihre Gewohnheiten eingehen und interkulturelle Angebote schaffen. Alle Teilnehmer des Gipfels erklärten, gemeinsam an diesem Ziel zu arbeiten.

Die Zahl der Pflegebedürftigen, die einen Migrationshintergrund haben, wird sich laut einer Studie des Sachverständigenrates deutscher Stiftungen für Integration und Migration bis 2030 nahezu verdoppeln, von etwa 258 000 im Jahr 2013 auf rund 481 000. Die einzelnen Kulturgruppen haben dabei ganz unterschiedliche Bedürfnisse und Vorstellungen. Türkischstämmige Migranten wünschen sich vor allem einen respektvollen Umgang in der Pflege und möglichst eine gleichgeschlechtliche Pflegeperson. Russischstämmigen Migranten ist es primär wichtig, das ihr Pfleger die Muttersprache spricht. Auch hinsichtlich der akzeptierten Pflegeformen gibt es große Unterschiede: Nur acht Prozent der russischstämmigen Migranten kann sich gut vorstellen stationäre Pflege in Anspruch zu nehmen, bei türkischstämmigen Migranten ist es immerhin fast die Hälfte. Der kulturelle Hintergrund und die Religion der Pflegekraft sind den meisten Befragten dagegen eher unwichtig. Allerdings wünschen sich mit 27 Prozent drei Mal so viele Muslime eine Pflegekraft mit der gleichen Religionszugehörigkeit wie christliche Befragte.

Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe betonte, dass die wachsende Zahl der älteren Migranten auch eine Chance für die Flüchtlinge und Migranten sei, weil diese mit ihren Sprach- und Kulturkenntnissen langfristig in der Pflege gebraucht würden.

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