Süddeutsche Zeitung

Integration:Seehofer: Der Islam gehört nicht zu Deutschland

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Horst Seehofer, frischvereidigter Bundesinnenminister, hat der Bild-Zeitung ein Interview gegeben. Auf die Frage der Journalisten, ob der Islam zu Deutschland gehöre, antwortete der CSU-Politiker: "Nein. Der Islam gehört nicht zu Deutschland. Deutschland ist durch das Christentum geprägt. Dazu gehören der freie Sonntag, kirchliche Feiertage und Rituale wie Ostern, Pfingsten und Weihnachten."

Die in Deutschland lebenden Muslime, so Seehofer weiter, gehörten aber "selbstverständlich" zu Deutschland. Aber das bedeute nicht, "dass wir deswegen aus falscher Rücksichtnahme unsere landestypischen Traditionen und Gebräuche aufgeben".

Seehofer widerspricht mit seinen Aussagen dem Standpunkt der Kanzlerin. Merkel hatte im TV-Duell vor der Bundestagswahl ihre Sichtweise bekräftigt, wonach durch die in Deutschland lebenden vier Millionen Muslime der Islam "inzwischen" sehr wohl zu Deutschland gehöre. "Aber einer, der verfassungskonform ist", fügte Merkel hinzu. Es sei wichtig, dass die islamische Geistlichkeit stärker als bisher deutlich mache, dass Terror nichts mit dem Islam zu tun habe.

Die Frage, ob der Islam zu Deutschland gehöre, geht auf Wolfgang Schäuble zurück. Der damalige Bundesinnenminister eröffnete eine Islam-Konferenz mit den Worten "der Islam ist Teil Deutschlands und Europas". Stark diskutiert wurde die Aussage erst, nachdem Bundespräsident Christian Wulff 2010 sagte, dass der Islam zu Deutschland gehöre. 2015 sagte Bundeskanzlerin Merkel, dass sie dieser Aussage zustimme. "Das ist so. Dieser Meinung bin ich auch."

Damals hielt sich Seehofer mit Kritik an Merkels Statement noch zurück - obwohl in der Union heftig darüber diskutiert wurde. "Ich fange jetzt nicht eine Debatte über solche Äußerungen an", sagte Seehofer dazu. Dabei verwies er auch auf die Geschichte Bayerns, indem er sagte "Wir haben eine jahrhundertelange Tradition, die in den christlich-jüdischen Wurzeln fußt."

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