Gül Köse, Deutsche mit kurdischem Migrationshintergrund. Die 23-Jährige studiert Deutsch, Rhetorik und Philosophie in Tübingen und arbeitet dort im Projekt "Interkulturelle Kompetenz im Klassenzentrum" mit.
"Ich selbst wurde in Deutschland geboren, aber meine Eltern kommen aus der Türkei. Sie haben mit mir zu Hause bewusst türkisch gesprochen, damit ich mir keinen Mischmasch aus deutsch, kurdisch und türkisch aneigne. Deshalb habe ich erst im Kindergarten Deutsch gelernt. Obwohl es keine staatliche Förderung hierfür gab, habe ich die Sprache leicht gelernt.
Im Alltag in Deutschland gab es immer wieder jede Menge Probleme. Als meine Familie beispielsweise ein Haus mieten wollte, war am Telefon immer alles in Ordnung, bis der Vermieter am Ende des Gesprächs nach unserem Namen fragte. Da haben wir schon mal gesagt bekommen: "Wir wollen keine Ausländer, tut mir Leid."
Auch sonst werde ich im Alltag stark auf ein Land reduziert, das ich gar nicht kenne. Ich habe in der Türkei bislang nur Urlaub gemacht und bin auch keine Muslimin. Trotzdem stelle ich auch im Deutschstudium an der Uni immer wieder fest, dass meine Meinung nicht ganz so ernst genommen wird wie die eines Deutschen.
Oder beim Metzger: Wenn ich dort Schweinefleisch bestelle, bekomme ich direkt den ersten Spruch ab. So fühlt man sich immer als Ausländer. Insgesamt müssten die Deutschen dringend ihr Bewusstsein ändern und ihr Bild vom schmarotzenden Ausländer korrigieren.
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