Integration:"Heimat gibt es auch im Plural"

President Steinmeier Invites People From The Neighborhood For Coffee And Cake

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier lädt in Berlin zu Kaffee und Kuchen.

(Foto: Michele Tantussi/Getty)

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier wirbt in Berlin für mehr Toleranz gegenüber Zugewanderten und für eine Gesellschaft der Vielfalt.

Von Nico Fried, Berlin

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat sich mit einem Appell zu mehr Toleranz in die Debatte über die Integration von Menschen mit ausländischen Wurzeln eingeschaltet. "Unser Land ist für viele neue Heimat geworden, doch deshalb muss niemand seine Wurzeln verleugnen", sagte Steinmeier. "Denn Heimat, gefühlte und gelebte, die gibt es auch im Plural." Heimat grenze nicht aus, sondern lade ein. Zugleich verurteilte Steinmeier Diskriminierung und Rassismus: "Sie verletzen die Würde des Menschen und beschädigen unsere Demokratie", sagte er. Der Bundespräsident sprach im Schloss Bellevue während des ersten Auftritts nach seinem Urlaub vor Bürgern aus seiner Berliner Nachbarschaft, die er zu einer türkisch-deutschen Kaffeetafel eingeladen hatte (). Dabei nahm er Bezug auf den Rücktritt von Fußballnationalspieler Mesut Özil, dessen Begründung und die anschließende Debatte um Integration und Alltags-Rassismus. Steinmeier räumte ein, dass eine Gesellschaft der Vielfalt auch eine anstrengende Gesellschaft sein könne. Deshalb müsse man auch die Konflikte des Zusammenlebens austragen, "ohne darüber gleich Zugehörigkeit infrage zu stellen", sagte der Bundespräsident: "Unsere Gesellschaft ist kein starres Gebilde." Zugehörigkeit werde "nicht von oben verliehen wie ein Abzeichen und dann vielleicht wieder entzogen", so Steinmeier, "wir sind ein Land - wenn es gut läuft, und wenn es schlecht läuft." Er zeigte sich berührt von Schilderungen eines alltäglichen Rassismus, die jüngst unter dem Hashtag #MeTwo im Internet verbreitet wurden. Sie machten ihn unruhig: "Ein permanenter Verdacht gegen Zugewanderte, egal wie lange sie schon in Deutschland leben, ist verletzend." Es gebe "keine halben oder ganzen, keine Bio- oder Passdeutschen", so der Bundespräsident, "keine Deutschen auf Bewährung, die sich das Dazugehören immer neu verdienen müssen - und denen es bei angeblichem Fehlverhalten wieder weggenommen wird."

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