Innenpolitik:Lehrerverband: Merz hat recht - Grundschulverband skeptisch

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Franziska Giffey (SPD), Regierende Bürgermeisterin von Berlin. (Foto: Christophe Gateau/dpa/Archivbild)

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Berlin (dpa) - Der Deutsche Lehrerverband und der Grundschulverband bewerten die Aussagen von CDU-Chef Friedrich Merz zu verbaler Gewalt an Grundschulen vor dem Hintergrund der Silvesterkrawalle unterschiedlich. Lehrerverbandspräsident Heinz-Peter Meidinger sagte am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur Merz habe recht, „auch wenn man natürlich einschränken muss, dass das jetzt nicht ein Generalverdacht oder Pauschalvorwurf an alle Familien mit einem entsprechenden Migrationshintergrund sein kann“. Grundsätzlich gebe es aber ein Problem, dass insbesondere weibliche Lehrkräfte nicht ernstgenommen würden und deren Autorität nicht anerkannt würde, fügte Meidinger hinzu.

Der Vorsitzende des Grundschulverbands, Edgar Bohn, sagte dagegen zu Merz' Äußerungen: „Die zitierte Aussage und die Pauschalierung kann ich nicht bestätigen und halte sie für sehr überzeichnet und nicht zutreffend.“ Ihm sei bekannt, dass vereinzelt Eltern, unabhängig von deren Status und Herkunft, gelegentlich unangemessen gegenüber Lehrkräften der Grundschulen unabhängig von deren Geschlecht aufträten. „Ich selbst habe das auch in meiner aktiven Zeit erlebt und bin dabei mindestens zwei Mal - die ich noch erinnere - körperlich bedroht worden.“ Eine Unfähigkeit von Schulen auf solche Übergriffe adäquat zu reagieren, sehe er aber nicht.

Merz hatte in der ZDF-Sendung „Markus Lanz“ zum Thema Silvesterkrawalle gesagt, es fange nicht in Berlin und Neukölln an. Lehrerinnen und Lehrer in den Grundschulen erlebten verbale Gewalt. Wenn sie Kinder zur Ordnung rufen wollten, kämen in der Folge die Väter in die Schulen und verbäten sich dies. „Insbesondere, wenn es sich um Lehrerinnen handelt, dass sie ihre Söhne, die kleinen Paschas, da mal etwas zurechtweisen. Da fängt es an.“ Wenn man nicht in der Lage sei, den Lehrerinnen und Lehrern zu helfen, dass sie sich gegen diese Phänomene zur Wehr setzten, „dann sind es in der Schule die 8-Jährigen und dann draußen auf der Straße in wenigen Jahren die 15-Jährigen. Da liegt doch das Problem“.

Meidinger sagte, Kinder trügen teilweise Einstellungen von zu Hause in die Schulen hinein und es komme vor, dass Väter sich weigerten mit weiblichen Lehrkräften zu reden. Es habe schon vor über einem Jahrzehnt einen Hilferuf von mehreren Dutzend Berliner Lehrerinnen zu diesem Thema gegeben.

© dpa-infocom, dpa:230110-99-170551/4

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