Süddeutsche Zeitung

Hubschrauberabsturz bei Kiew:Ukrainischer Innenminister Monastyrskyj ist tot

Der Hubschrauber ist über einem Kindergarten und einem Wohnhaus nahe Kiew abgestürzt. Die Rettungskräfte korrigieren die Zahl der Opfer auf 14. Zuvor war von 18 Toten die Rede gewesen.

Bei einem Hubschrauberabsturz nahe der Hauptstadt Kiew ist nach Polizeiangaben der ukrainische Innenminister Denys Monastyrskyj ums Leben gekommen. Der Hubschrauber ist Behördenangaben zufolge über einem Kindergarten und einem Wohnhaus abgestürzt. Bei dem Absturz in der Stadt Browary nordöstlich von Kiew kamen 14 Menschen ums Leben, dabei starb ein Kind. Unter den Toten sind auch Vize-Innenminister Jewhenij Jenin und der Staatssekretär Jurij Lubkowytsch.

Die staatlichen Rettungskräfte korrigierten die Zahl nach unten, zuvor hatten örtliche Behörden von 18, später von 17 Toten gesprochen. Das Innenministerium hatte berichtet, dass vier Kinder ums Leben gekommen seien. Zur Ursache für den Absturz ist bislang nichts bekannt. Der ukrainische Geheimdienst SBU zieht drei Versionen in Betracht. Das seien ein Verstoß gegen die Flugvorschriften, technische Probleme oder eine gezielte Zerstörung des Helikopters. Die Umstände würden ermittelt, sagte Oleksij Kuleba, der Gouverneur der Region Kiew.

25 Menschen wurden verletzt, darunter elf Kinder, hieß es zuletzt. An der Unglücksstelle sprach der Gouverneur von einer "Katastrophe". Die Kinder in dem betroffenen Kindergarten seien in eine andere Einrichtung gebracht worden.

Kyrylo Tymoschenko, der stellvertretende Leiter des ukrainischen Präsidialbüros, sagte, an Bord des Hubschraubers seien neun Menschen gewesen - sechs Mitglieder des Innenministeriums sowie drei Mitarbeiter des staatlichen Rettungsdienstes. Der Brand, der durch den Absturz ausgelöst wurde, sei inzwischen gelöscht, schreibt Tymoschenko bei Telegram. Er teilte Journalisten in Browary mit, dass die Führungsriege des Innenministeriums auf dem Weg zu einem Frontabschnitt gewesen sei. Nähere Angaben wollte er nicht machen.

Am Nachmittag teilte Ministerpräsident Denys Schmyhal mit, dass der bisherige Polizeichef Ihor Klymenko neuer amtierender Innenminister wird. Erstmal sei er zum Vize-Innenminister ernannt worden, in dieser Funktion werde er aber die Pflichten des Ministers erfüllen.

Hubschraubertyp war schon in mehrere Unfälle verwickelt

Laut dem Sprecher der ukrainischen Luftwaffe, Jurij Ihnat, handelte es sich um einen Hubschrauber des Typs Airbus Helicopters H225. Eine Kommission werde die Ursachen untersuchen. "Das wird nicht nur ein bis zwei Tage dauern, denn die Untersuchung einer Flugkatastrophe braucht eine gewisse Zeit", sagte Ihnat. Die Europäische Agentur für Flugsicherheit (EASA) hatte 2016 gegen den H225 wegen Sicherheitsbedenken ein vorläufiges Flugverbot verhängt. Schon das Vorgänger-Modell AS 332 war in mehrere Flugunfälle verwickelt.

Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenskij äußerte sich auf seinem Telegram-Kanal und sprach den Angehörigen sein Beileid aus. Er bezeichnet den Hubschrauberabsturz bei Kiew als eine "schreckliche Tragödie", die "unaussprechlichen Schmerz" auslöse. Monastyrskyj, Jenin und Lubkowytsch seien wahre Patrioten gewesen. Die Umstände der Tragödie müssten von Polizei und Sicherheitsdiensten umfassend ermittelt werden.

Bundeskanzler Scholz zeigt sich bestürzt über den Unfall. Der Absturz zeige erneut den "immensen Tribut", den die Ukraine in diesem Krieg zahle, schreibt Scholz auf Twitter. Auch aus Brüssel kamen Kondolenzen: EU-Ratspräsident Charles Michel erklärte den Angehörigen der Opfer sein Beileid. Monastyrskyj sei ein guter Freund der EU gewesen, schrieb der 47-Jährige auf Twitter. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sprach den Hinterbliebenen, dem ukrainischen Präsidenten Selenskij "und dem gesamten Land" ihr Beileid aus. Eine Tragödie habe das vom Krieg zerrissene Land erschüttert, schreibt sie bei Twitter.

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