Mainz/Trier (dpa/lrs) - Nach dem brutalen Angriff auf Polizisten in Trier liegen vorerst nur Aufnahmen von einer einzigen Bodycam vor. Das teilte der rheinland-pfälzische Innenminister Michael Ebling (SPD) am Mittwoch im Innenausschuss des Landtags in Mainz mit. Der Inspekteur der Polizei des Landes, Friedel Durben, sagte, in der Nacht auf vergangenen Freitag seien vor einer Trierer Diskothek 13 Polizisten den bis zu rund 40 Angreifern gegenübergestanden. Diese seien unter anderem mit Schaufeln, vielen Flaschen und auch einem Einkaufswagen und einer Holzpalette auf die Beamten losgegangen. In einer ersten Mitteilung der Polizei waren auch Eisenstangen genannt worden - davon war jetzt nicht mehr die Rede.
Mittlerweile sind laut Durben elf überwiegend junge Tatverdächtige des bundesweit in die Schlagzeilen geratenen Exzesses ermittelt worden - zehn Männer und eine Frau. „Alle besitzen die deutsche Staatsbürgerschaft“, ergänzte der Inspektor.
Minister Ebling sprach von „einem bis dahin nicht gekannten Angriff gegen Einsatzkräfte der Polizei. Ich verurteile diesen unfassbaren Gewaltausbruch auf das Schärfste.“ Er selbst habe sich am Samstag vor Ort mit Gesprächen einen unmittelbaren Eindruck verschafft.
CDU-Landtagsfraktionschef Christian Baldauf zeigte sich von dem Zahlenverhältnis von vorliegenden Aufnahmen von einer einzigen Bodycam bei 13 Polizeibeamten im Einsatz „schockiert“. Bei einer flächendeckenden Ausstattung der Polizei mit diesen kleinen Kameras an der Uniform gäbe es nun „wesentlich mehr Beweismöglichkeiten“, ergänzte Baldauf.
Inspektor Durben sagte hingegen, die Beweismöglichkeiten von Bodycams gelangten bei einem dynamischen Massenangriff im Dunklen an ihre Grenzen. Unterdessen seien auch 290 private Videos und 550 Privatfotos von der Attacke bei der Polizei eingegangen. Zugleich sei geplant, künftig in jedem Streifenwagen in Rheinland-Pfalz eine Bodycam zu haben. Minister Ebling sagte zu aktuellen Lieferproblemen bei erwünschten zusätzlichen Körperkameras: „Das ärgert uns sehr.“
Fünf Polizisten - eine Frau und vier Männer - waren bei dem nächtlichen Einsatz in Trier verletzt worden, zwei davon von Pfefferspray der Polizei. Zwei Männer wurden vorläufig festgenommen. Als die Lage eskalierte, gab ein Polizist zwei Warnschüsse in die Luft ab, daraufhin liefen laut Polizei zahlreiche mutmaßliche Angreifer weg.
Minister Ebling sagte, zwei der verletzten Polizisten seien inzwischen wieder im Dienst. Er betonte, „dass die Situation dank des entschlossenen Vorgehens unserer Führungs- und Einsatzkräfte zügig unter Kontrolle gebracht werden konnte“. Die Bürgerinnen und Bürger könnten darauf vertrauen, dass die Polizei in einer solchen Lage wie in Trier „entschlossen, konsequent und robust“ gegen Störer vorgehe und andere Menschen wirksam schütze.
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