Süddeutsche Zeitung

Indonesien:Muslime aus Myanmar töten Buddhisten

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Breiten sich die ethnischen Unruhen in Myanmar über die Grenzen hinweg aus? In einem Auffanglager für Immigranten in Indonesien prügelten jetzt myanmarische Muslime buddhistische Einwanderer zu Tode.

Mehrere myanmarische Muslime haben acht buddhistische Landsleute in Indonesien zu Tode geprügelt. Zu dem Angriff kam es in der Nacht zum Freitag in einem Auffanglager für Einwanderer in der Provinz Nord-Sumatra, wie die Polizei mitteilte. Hintergrund waren die ethnischen Unruhen zwischen den Religionsgruppen in ihrer Heimat.

Die Angreifer hatten zuvor Bilder von den tödlichen Zusammenstößen zwischen Muslimen und Buddhisten sowie von brennenden Häusern in Myanmar gesehen. Beide Gruppen beleidigten einander und gingen aufeinander los.

Die Opfer wurden nach Polizeiangaben mit scharfen Holzgegenständen attackiert und getötet. Auch mit Messern und Steinen griffen sich die Kämpfenden an. Bei dem blutigen Zwischenfall in dem Lager wurden 15 weitere Menschen verletzt. In anderen Berichten ist von mehr als 20 Verletzten die Rede. Die Polizei hat die Ermittlungen aufgenommen. Indonesier waren in den Zwischenfall nicht verwickelt.

Insgesamt halten sich dort in dem überfüllten Lager der Polizei zufolge 280 der muslimischen Roingya-Volksgruppe angehörende Asylbewerber und illegal eingereiste Fischer aus Myanmar auf. Indonesien sieht sich zunehmend mit Asylbewerbern aus Myanmar konfrontiert, die Schutz vor den Unruhen in ihrer Heimat suchen. Viele müssen lange darauf warten, ob ihnen die Vereinten Nationen den Flüchtlingsstatus zuerkennen.

Präsidentensprecher führt Unruhen auf gesellschaftlichen Wandel zurück

Die religiös motivierten Unruhen, bei denen bisher mindestens 43 Menschen starben, waren vor zwei Wochen in der zentralmyanmarischen Stadt Meiktila ausgebrochen. Ganze Stadtviertel und mehrere Moscheen gingen dort in Flammen auf. Mehr als 12.000 Menschen flohen nach Angaben der UN aus der Stadt, über die der Ausnahmezustand verhängt wurde. Kurz darauf übernahm die Armee die Kontrolle über Meiktila.

Der Sprecher von Präsident Thein Sein forderte alle gesellschaftlichen Gruppen des Landes auf, gegen die jüngste Gewalt Stellung zu beziehen. Ein gewisses Chaos durch den demokratischen Wandel sei unumgänglich, sagte Ye Htut der Nachrichtenagentur AFP. Das Land müsse erst noch "ein Gleichgewicht zwischen Freiheit und Verantwortung" finden. Als die Zensur aufgehoben worden sei, "haben wir viele hasserfüllte Diskussionen, religiöse Extremismen und Diskriminierungen erlebt", sagte Htut. In der Vergangenheit seien diese aufgrund der strikten Kontrolle der Presse und Politik durch das Militär unterdrückt worden.

Die Zusammenstöße sind die heftigsten ihrer Art, seit im vergangenen Jahr mindestens 180 Menschen bei Konflikten zwischen Buddhisten und Muslimen in der westlichen Region Rakhine starben.

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AFP/sebi
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