Indonesien:Jakarta-Attentäter tarnte sich als Hotelgast

Neun Tote, mehr als 50 Verletzte: Das ist die Bilanz der Terrorattacke von Jakarta. Mindestens ein Attentäter hatte offenbar in einem Hotel eingecheckt.

Bei dem Doppelanschlag auf die Hotels Marriot und Ritz-Carlton in Jakarta sind mindestens neun Menschen getötet und 50 verletzt worden. Die Attentäter waren offenbar Gäste im Hotel. Unter den Toten befinden sich auch ein Ausländer. Mehrere EU-Bürger wurden verletzt.

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Zerstörung am Ritz Carlton: Das Hotel war

ein

Ziel des Anschlags

(Foto: Foto: AFP)

Am Morgen waren beinahe zeitgleich zwei Bomben in den Hotels Marriott und Ritz-Carlton detoniert. Eine dritte Bombe im Marriott detonierte zunächst nicht und wurde von der Polizei kontrolliert zur Explosion gebracht.

Einer der Attentäter bei den Bombenanschlägen von Jakarta hat sich als Hotelgast ausgegeben und so Zutritt zum Marriott-Hotel erlangt. "Der Angreifer hat sich als Hotelgast getarnt", sagte am Freitag Polizeichef Wahyono in der indonesischen Hauptstadt. So sei der Selbstmordattentäter in das Café des Hotels gelangt, wo er eine mitgebrachte Bombe zündete.

Regierungssprecher Dino Patti Djalal sprach von koordinierten Anschlägen. Die Frage, ob die Terrororganisation Jemaah Islamiyah (JI) dahinter stehen könnte, ließ er zunächst offen. Der indonesische Terrorismusexperte Rohan Gunaratna erklärte jedoch in einer ersten Analyse: "Die einzige Gruppe mit der Absicht und dem Potenzial, Angriffe auf westliche Ziele auszurichten, ist Jemaah Islamiyah."

Die Anschläge könnten ein Racheakt für die Hinrichtung der Bali-Bomber im vergangenen November sein, meinte er. Bei den Anschlägen der Gruppe JI auf Bali waren mehr als 202 Menschen getötet worden.

Explosion riss Fassade weg

Der erst vor zwei Wochen im Amt bestätigte Präsident Susilo Bambang Yudhoyono verurteilte die Anschläge auf das schärfste. "Das war die Tat einer Terror-Organisation", sagte er. "Die, die dafür verantwortlich sind, werden verfolgt, verhaftet und verurteilt werden."

Unter den Toten war nach Angaben des Sicherheitsministeriums ein 62-jähriger Neuseeländer. Mindestens 17 weitere Ausländer wurden demnach verletzt - Staatsbürger aus den USA, Kanada, Australien, Hongkong, Indien, Südkorea, Italien, Großbritannien, Norwegen und den Niederlanden.

Nach ersten Erkenntnisse von Diplomaten sind bei den Terroranschlägen in der indonesischen Hauptstadt Jakarta keine EU- Bürger getötet worden. Dies habe ein Abgleich der Informationen der Botschaften von EU-Ländern in Indonesien ergeben, sagte der Sprecher des österreichischen Außenministeriums, Peter Launsky-Tieffenthal, am Freitag in Wien. Wegen der unübersichtlichen Lage gebe es aber keine hundertprozentige Sicherheit.

Die Fassade der beiden Hotels wurden von der Wucht der Detonation teilweise weggerissen, dichte Rauchwolken stiegen zum Himmel empor. Die Straße vor den Hotels war von Trümmern und Glassplittern übersät.

Scharfe Reaktionen auf die Anschläge

Die Bundesregierung hat die Bombenanschläge "aufs Schärfste" verurteilt. Außenminister Frank-Walter Steinmeier sagte: "Die Täter und Hintermänner dieses Anschlags müssen gefasst und zur Rechenschaft gezogen werden."

Die EU hat die Bombenanschläge in Indonesiens Hauptstadt Jakarta verurteilt. Die Union stehe "solidarisch an der Seite der indonesischen Regierung und der Menschen in Indonesien in dieser äußerst schweren Zeit", hieß in einer Erklärung der schwedischen Ratspräsidentschaft in Stockholm. Australiens Ministerpräsident Kevin Rudd sprach von einem "barbarischen Akt" gegen den "menschlichen Anstand".

Im Ritz-Carlton sollte am Wochenende die Fußballmannschaft von Manchester United untergebracht werden. Für Montag war ein Freundschaftsspiel zwischen dem britische Team und einer indonesischen All-Star-Auswahl in Jakarta angesetzt, das seit langem ausverkauft war. Manchester United hat nach den Anschlägen jedoch abgesagt.

Man sei zutiefst enttäuscht, dass man unter den gegebenen Umständen nicht nach Indonesien reisen könne, hieß es in einer Erklärung. Die Sicherheit der Spieler gehe aber vor. "Unser Mitgefühl gilt allen, die von den Explosionen betroffen sind", hieß es in einer Erklärung des Vereins.

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