Indien hat nach eigener Darstellung bei einem Luftangriff auf den pakistanischen Teil Kaschmirs eine "sehr große Anzahl" von Extremisten getötet. Der Angriff sei am Dienstagmorgen auf "das größte Trainingslager" der islamistischen Gruppierung Jaish-e-Mohammad in der Region Balakot verübt worden, sagte ein Staatssekretär. Die Extremistengruppe hatte die Verantwortung für einen Selbstmordanschlag auf indische Sicherheitskräfte übernommen. Der Polizeichef von Balakot sagte hingegen: "Es gibt keine Opfer, es gibt keine Schäden am Boden durch den Abwurf der Bomben."
Zunächst war unklar, wo genau die indischen Luftangriffe erfolgten. Indiens Außenministerium nannte Balakot als Angriffsziel - eine Stadt außerhalb des teilautonomen pakistanischen Gebiets in der Region Kaschmir. Von pakistanischer Seite hieß es, die Attacke sei innerhalb dieser Zone erfolgt.
Ein indischer Staatssekretär twitterte, die Luftwaffe habe "Terrorcamps" jenseits der Grenze zwischen dem indischen und dem pakistanischen Teil Kaschmirs "komplett zerstört". Der Sprecher sagte, indische Kampfflugzeuge hätten einen vorbeugenden Angriff ausgeführt, nachdem es geheimdienstliche Erkenntnisse gegeben habe, dass ein weiterer Anschlag geplant worden sei. "Bei dieser Operation wurden eine sehr große Zahl von Jaish-e-Mohammed-Terroristen, -Ausbildern, ranghohen Kommandeuren und Dschihadisten eliminiert", sagte er.
Ein pakistanische Militärsprecher twitterte eine andere Version der Ereignisse: die indischen Flugzeuge seien in die Gegend Muzaffarabad geflogen, Pakistan habe Kampfjets aktiviert und die indischen Flugzeuge hätten nahe Balakot "hastig Ladung" abgegeben. Er kündete eine "baldige und wirksame Antwort" der pakistanischen Luftwaffe an. Der Polizeichef von Balakot sagte, er habe Teams in das Gebiet geschickt. Es handele sich um ein kaum besiedeltes Waldgebiet. Zunächst gab es keine Erklärung für die widersprüchlichen Angaben aus Indien und Pakistan.
Die Bombenangriffe sind die jüngste Eskalation im Konflikt zwischen Indien und Pakistan. Seit dem Krieg 1947 ist die Region zwischen den beiden Atommächten geteilt, wird aber bis heute von beiden Staaten zur Gänze beansprucht. Am 14. Februar gab es einen Selbstmordanschlag im indischen Teil Kaschmirs, bei dem 40 indische Sicherheitskräfte ums Leben kamen, mehr als bei jedem anderen Anschlag seit Beginn des Aufstands im Jahr 1989. Sowohl Indien als auch Pakistan beanspruchen die gesamte Region für sich.
Der Attentäter vom 14. Februar hatte zuvor ein Video erstellt; er war ein Bewohner des indischen Teils von Kaschmir. Jaish-e-Mohammad hat ihren Sitz in Pakistan. Pakistan hatte in der Vergangenheit mit einer Reaktion gedroht, falls Indien Militäreinsätze gegen das Land verübt.