Kaschmir-KonfliktWaffenruhe zwischen Indien und Pakistan scheint zu halten

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Ein indischer Soldat auf einem Platz in der Stadt Srinagar.
Ein indischer Soldat auf einem Platz in der Stadt Srinagar. (Foto: Mukhtar Khan/AP)

In den Nachtstunden gibt es keine Berichte mehr über Angriffe. Auf den Straßen beider Länder wird der Durchbruch bejubelt.

Im aufgeheizten Konflikt zwischen Indien und Pakistan scheint sich die Lage mit der Vereinbarung einer Waffenruhe vorerst beruhigt zu haben. Zwar warf Indien den pakistanischen Streitkräften am Samstagabend Verstöße gegen die Feuerpause vor, die von der Gegenseite umgehend dementiert wurden. In den Nachtstunden gab es aber keine schwerwiegenden Anschuldigungen oder Berichte über Angriffe beider Seiten mehr. Pakistans Regierung hatte am Abend versichert, sie setze sich weiterhin für die Umsetzung der kurz zuvor vereinbarten Waffenruhe ein.

In Hyderabad, Pakistan, feiern viele Menschen lautstark den Waffenstillstand.
In Hyderabad, Pakistan, feiern viele Menschen lautstark den Waffenstillstand. (Foto: HUSNAIN ALI/AFP)

Auf den Straßen beider Länder wurde der Durchbruch von vielen Menschen bejubelt. Pakistanische und indische Medien schrieben am Morgen von einer langsamen Rückkehr zum normalen Alltag.

Der Konflikt zwischen den beiden Ländern hatte sich zuletzt erheblich verschärft, es gab Gefechte an der Grenze und gegenseitige Luftangriffe. Als Auslöser der jüngsten Spannungen gilt ein Terroranschlag vom 22. April im indischen Unionsterritorium Jammu und Kaschmir, bei dem 26 Menschen – überwiegend indische Touristen – getötet wurden. Delhi warf Pakistan eine Beteiligung vor. Islamabad wies das zurück und forderte eine unabhängige Untersuchung. Seither hatten Gefechte und Spannungen wieder zugenommen.

Am Samstag wurde dann überraschend die Einigung auf eine Waffenruhe bekanntgegeben. Die USA hatten nach Angaben von Präsident Donald Trump zwischen den beiden südasiatischen Atommächten vermittelt. UN-Generalsekretär António Guterres reagierte darauf ebenso erleichtert wie EU-Chefdiplomatin Kaja Kallas und die Bundesregierung. „Der nun vereinbarte Waffenstillstand zwischen Indien und Pakistan ist ein erster, wichtiger Schritt aus der Spirale der Eskalation“, schrieb das Auswärtige Amt auf X. „Die Bundesregierung stand dazu in den letzten Tagen mit beiden Seiten in Kontakt.“

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Laut US-Außenminister Marco Rubio vereinbarten beide Seiten den Beginn von Verhandlungen über verschiedene Streitthemen, die auf neutralem Boden stattfinden sollen. Die Zeitung Times of India berichtete unter Verweis auf ranghohe Militärvertreter, die Armeeführungen beider Länder würden am Montag über die Umsetzung der Waffenruhe sprechen.

Bis in die Kolonialzeit zurückreichende Konflikte in der Region tragen zu den Spannungen bei - ebenso wie die Tatsache, dass Indien hinduistisch geprägt ist und in Pakistan vor allem Muslime leben. Zu den größten Streitpunkten gehört außerdem, dass Indien einen Vertrag ausgesetzt hat, der die Wassernutzung des Indus und seiner Nebenflüsse in beiden Ländern regelt.

Pakistans Regierung dankt Unterstützern

Der pakistanische Premierminister Shehbaz Sharif bedankte sich in einer Rede an die Nation bei Trump für dessen Unterstützung einer Waffenruhe. Auch andere Länder wie Saudi-Arabien, Großbritannien, die Türkei, Katar und die Vereinigten Arabischen Emirate hätten eine wichtige Rolle bei den Bemühungen um eine Feuerpause gespielt.

Laut CNN hatte sich die US-Regierung wegen besorgniserregender Geheimdiensterkenntnisse zu einer drohenden Großeskalation des Konflikts als Vermittler eingeschaltet - so hätten es drei gut informierte Quellen im Regierungsapparat dem US-Sender bestätigt. Unter anderem habe Trumps Vizepräsident J. D. Vance deshalb am Freitag mit dem indischen Premierminister Narendra Modi telefoniert.

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