Indien:Homosexualität nach 150 Jahren legal

Historisches Grundsatzurteil in Indien: Das offizielle Verbot von Homosexualität fällt. Konservative kritisierten die Entscheidung.

Mit einem historischen Grundsatzurteil hat der Oberste Gerichtshof in Neu Delhi an diesem Donnerstag das seit fast 150 Jahren geltende offizielle Verbot der Homosexualität in Indien aufgehoben.

Der umstrittene Paragraph 377 fällt: Die Forderungen zahlreicher Kritiker des umstrittenen Gesetzes zum Verbot der Homosexualität - hier bei einer Demonstration in Neu Delhi am 29. Juni - wurden damit erfüllt. (Foto: Foto: AP)

Das Verbot verstoße gegen den Grundsatz der Gleichheit vor dem Gesetz, hieß es nach Angaben der Nachrichtenagentur IANS in der Begründung der Richter. Der in der Praxis selten angewendete Paragraf 377 des indischen Strafgesetzbuches, demzufolge Homosexualität mit Gefängnis von mindestens zehn Jahren geahndet wird, sei daher nicht verfassungskonform.

"Unnatürliche Liebe"

Schwule hatten in Indien seit langem für ein Ende der Kriminalisierung von Homosexuellen gekämpft. Sie sahen in dem Paragrafen 377 eine Verletzung ihrer Grundrechte. Das Gesetz aus der britischen Kolonialzeit stammt aus dem Jahr 1861 und besagt, dass es sich bei Homosexualität um "unnatürliche Liebe" handele.

Das Grundsatzurteil wurde von Schwulen und Lesben in ganz Indien mit großer Freude aufgenommen. Hinduistische, muslimische und christliche Gruppierungen in dem traditionell konservativen Land kritisierten die Entscheidung des Gerichts dagegen scharf.

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