Indien:Geschäfte mit Leihfrauen

In Indien vermieten mittellose Landarbeiter ihre Ehefrauen an reiche Männer. Da es immer weniger Inderinnen gibt, steigt die Nachfrage nach den Gesellschaftsdamen.

Im indischen Unionsstaat Gujarat wurde jetzt ein Frauenhandel der besonderen Art aufgedeckt. Einige Ehemänner aus der sozial schwachen Schicht des Landes böten ihre Frauen gegen eine monatliche Miete den Männern aus höheren Kasten an, die selbst keine Ehefrau finden konnten. Dies berichtete die Times of India unter Berufung auf Polizeikreise.

Die Frauen führen für eine gewisse Zeit den Haushalt des reicheren Mannes Auch Liebesdienste sind offenbar im Mietpreis inbegriffen. Die Zeitung führte das Beispiel eines Landarbeiters an, der seine Frau für umgerechnet rund 140 Euro pro Monat einem reichen Landbesitzer überlasse. Das normale Einkommen aus der Landarbeit beträgt rund 20 Euro pro Monat.

Nur 700 Mädchen auf 1000 Jungen

Für die neuen Geschäfte mit den Frauen sind zwei gesellschaftliche Besonderheiten Indiens verantwortlich. Einerseits werden Ehen oft von Heiratsvermittlern arrangiert, die in die Ehe verkauften Frauen haben kaum Rechte, sich den Entscheidungen ihres Mannes zu widersetzen.

Außerdem gibt es in großen Teilen Indiens seit Jahren immer weniger Frauen. Durch die zunehmenden Abtreibungen von Mädchen, die als Belastung für die Familie angesehen werden, sind Ehefrauen tatsächlich Mangelware.

Landesweit kamen 2001 nach offiziellen Statistiken auf 1000 Jungen nur 927 Mädchen, in Gujarat waren es 828. In Teilen des Unionsstaates stehen Schätzungen der Behörden zufolge nur etwa 700 Mädchen jeweils 1000 Jungen gegenüber.

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