Süddeutsche Zeitung

Pandemie:Impfpriorisierung fällt am 7. Juni

Ein Piks für alle: In drei Wochen sollen Alter, Vorerkrankungen und Beruf keine Rolle mehr spielen, dann können alle Bürger eine Impfung gegen das Coronavirus bekommen - wenn sie einen Termin erwischen.

Von Angelika Slavik, Berlin

Impfungen gegen das Coronavirus sollen bald allen Bürgerinnen und Bürgern in Deutschland zur Verfügung stehen. Vom 7. Juni an sollen Alter, Vorerkrankungen und Berufsgruppe keine Rolle mehr spielen - jede und jeder kann dann eine Impfung bekommen. Das sagte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) am Montagnachmittag nach Gesprächen mit den Gesundheitsministern der Länder. Die Freigabe gelte für alle Impfstoffe, sowie für Arztpraxen, Betriebsärzte und Impfzentren gleichermaßen.

Spahn warnte zugleich vor überzogenen Erwartungen: Die Aufhebung der Priorisierung bedeute nicht, dass nun alle binnen weniger Tage einen Impftermin bekommen könnten. Das Impftempo sei abhängig von den Vakzin-Lieferungen.

Die Impfkampagne werde jedenfalls bis zum Ende des Sommers andauern. "Wir werden weiterhin Geduld brauchen miteinander", sagte Spahn. Das Ende der Priorisierung ändere nichts an bereits vereinbarten Impfterminen, diese blieben selbstverständlich bestehen und sollten auch unbedingt wahrgenommen werden, so Spahn.

Dass in den vergangenen Monaten nach bestimmten Kriterien ausgewählt wurde, wer priorisiert geimpft werde, sei richtig gewesen, sagte der Minister. Die Impfreihenfolge sei auch eine "moralische Verpflichtung" gewesen. "Das war keine Bürokratie, sondern hat Menschenleben gerettet", so Spahn.

Viele Bundesländer sind bereits vorgeprescht

Dass Spahn nun die Priorisierung aufhebt, ist einerseits mit dem Fortschreiten der Impfkampagne zu erklären - eine immer größere Zahl jener Menschen, für die eine Corona-Erkrankung besonders gefährlich hätte werden können, ist mittlerweile mindestens einmal geimpft.

Dazu kommt, dass viele Bundesländer bereits vorgeprescht sind und die Impfpriorisierung ganz oder teilweise aufgehoben haben. Die Abstimmung der Pandemiepolitik sei in einem föderalen Staat durchaus eine "Herausforderung", sagte Spahn und stichelte gegen die teils sehr kurzfristigen Änderungen in den Ländern: Man habe ja gesehen, dass es durchaus Turbulenzen auslösen könne, wenn sich die Regeln quasi über Nacht änderten und die Arztpraxen dann mit Terminanfragen von Impfwilligen überfordert seien. Auch deshalb habe man sich nun entschieden, die Aufhebung der Priorisierung mit "Vorlauf für alle Beteiligten" zu beschließen, so könnten sich alle auf die geänderte Lage einstellen.

Der nun vom Bundesgesundheitsminister genannte Termin ist der letztmögliche, viele Länder haben ohnehin bereits eigene Regeln. Dazu kommt, dass mit den Impfstoffen von Astra Zeneca und Johnson & Johnson bereits jetzt jeder auch ohne Zugehörigkeit zu einer Vorranggruppe geimpft werden darf. Diese beiden Vakzine können aber in seltenen Fällen schwere Nebenwirkungen haben und sind daher in der Regel für Menschen ab 60 Jahren vorgesehen. Einzelne Gruppen oder Stadtteile mit besonders hohen Inzidenzen prioritär zu impfen, solle auch nach Aufhebung der allgemeinen Priorisierung weiter möglich sein, so Spahn.

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