Süddeutsche Zeitung

Impf-Debatte:Bildungsministerin will Impfungen in Schulen anbieten

  • Weil die Impfquote insbesondere bei Masern-Zweitimpfungen nicht hoch genug ist, möchte die Bundesbildungsministerin die Hürden für eine Impfung senken.
  • Sie hat sich dafür ausgesprochen, in Schulen Impfungen anzubieten und häufiger als bisher auch in Betrieben.
  • Solche Angebote seien zunächst unabhängig von einer möglichen Impfflicht.

Impfungen sollten nach Ansicht von Bildungsministerin Anja Karliczek (CDU) künftig auch in der Schule angeboten werden. So möchte sie Hürden für eine Impfung abbauen.

Die meisten Ungeimpften seien keine Impfgegner, sagte die Ministerin. Unabhängig von der diskutierten gesetzlichen Impfpflicht müsse man daher bei niedrigschwelligen Angeboten ansetzen. "Wir sollten die Fakten besser vermitteln und den Zugang zu Impfungen erleichtern, etwa durch Impfungen in Schulen und Betrieben", sagte Karliczek. "Impfungen gehören zu den großen wissenschaftlichen Errungenschaften der Medizin und retten Leben."

Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) bereitet derzeit Vorschläge für eine Impfpflicht vor, die im Mai vorgelegt werden sollen. Spahn hat sich grundsätzlich für verpflichtende Masern-Impfungen für Kinder in Kitas und Schulen ausgesprochen.

Masern sind hochansteckend und können in seltenen Fällen auch tödlich verlaufen. Nach Angaben des Deutschen Ethikrats sind fast die Hälfte aller an Masern Erkrankten in Deutschland Erwachsene. Maßnahmen zur Erhöhung der Impfquote müssten sich deshalb nicht nur an Kinder, sondern auch an Erwachsene richten, forderte das Gremium, das Bundesregierung und Bundestag berät. 97,1 Prozent der Kinder hätten bei der Einschulung bereits die Erstimpfung gegen Masern - ein Problem sei die Quote bei den Zweitimpfungen, die für einen kompletten Schutz wichtig sind.

Einer in der vergangenen Woche veröffentlichten Studie im Auftrag der EU-Kommission zufolge wissen viele Menschen zu wenig über das Impfen. So nähmen 46 Prozent der Deutschen fälschlicherweise an, dass Impfstoffe häufig ernste Nebenwirkungen hätten. 42 Prozent der befragten Deutschen glaubten, eine Impfung könne genau die Krankheit auslösen, vor der sie schützen soll.

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