Süddeutsche Zeitung

Immigration:Australien will keine Bootsflüchtlinge mehr aufnehmen

Wer mit dem Boot zur australischen Weihnachtsinsel flieht, setzt sich tödlichen Gefahren aus und erhofft sich ein besseres Leben. Doch für Premierminister Kevin Rudd steht fest: Ab sofort hat keiner der Flüchtlinge mehr eine Chance, aufgenommen zu werden.

Für viele Flüchtlinge, die Indonesien verlassen, hat die australische Weihnachtsinsel wohl einen sprechenden Namen: Er verspricht Geborgenheit und enthält die leise Mahnung, dass, wer Einkehr sucht, nicht abgewiesen werden sollte. Für Asylsuchende, die übers Meer kommen, ist sie die erste Möglichkeit, australischen Boden zu betreten. Sie zahlen Schleppern viel Geld, um die gefährliche Reise in Fischerbooten antreten zu können. In vielen Fällen endet sie tödlich.

Australiens Premierminister Kevin Rudd will ab sofort schärfer gegen solche Bootsflüchtlinge vorgehen: "Von nun an wird jeder Asylsuchende, der mit dem Boot nach Australien kommt, keine Chance haben, hier als Flüchtling aufgenommen zu werden", sagte Rudd. Wer die Weihnachtsinsel erreicht, werde nach Papua-Neuguinea oder in ein anderes pazifisches Land verschifft. Ohne Ausnahme.

Denn die Zahl derer, die abgewiesen werden, habe nach oben keine Grenze, so Rudd. Und sogar "wahrhaftige Flüchtlinge" hätten "keine Chance", auf diese Weise in Australien eine Heimat zu finden.

Im Gegenzug verspricht Rudd langfristige Hilfen für Papua-Neuguinea, etwa die Sanierung und die Betreuung eines Krankenhauses in der Stadt Lae.

"Nichts als falsche Hoffnungen"

Die neue Regelung, die sofort in Kraft tritt und jährlich überprüft werden soll, soll vor allem als Abschreckung dienen. Besonders Wirtschaftsflüchtlinge sollen entmutigt werden, die Reise anzutreten. Sie fliehen nicht vor Verfolgung, sondern werden angetrieben vor der schlechten Wirtschaftsanlage in ihrer Heimat und der Hoffnung auf ein besseres Leben im neuen Land.

Außerdem will Rudd nach eigenen Angaben verhindern, dass Schlepper aus der Not der Flüchtlinge Profit schlagen. "Die Hoffnungen, die sie ihren Kunden für die Zukunft machen, sind nichts als falsche Hoffnungen", sagte der Premierminister über das lukrative Geschäft der Schmuggler. Denn die Flüchtlinge zahlen meist Tausende Dollar für die Überfahrt.

Allein in diesem Jahr erreichten bisher 13.000 Bootsflüchtlinge die Insel. Viele hingegen schaffen es nicht mal an Land: Erst am Dienstag kenterte ein Fischerboot, vier der 114 Insassen ertranken. In der Woche zuvor waren 97 Menschen in Seenot geraten, nur 88 konnten gerettet werden. "Unser Land hat genug davon, dass Schmuggler Asylsuchende ausbeuten und ihnen auf hoher See beim Ertrinken zusehen", so Rudd.

Linktipp: Das Magazin The Global Mail hat alle Vorfälle in australischen Flüchtlingscamps visualisiert.

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