Im Profil:Reinhard Günzel - kritikfreudiger General

Brigadegeneral Reinhard Günzel, 59, der eine klassische Fallschirmjäger-Karriere in der Bundeswehr absolviert hat, ist mit seiner Solidaritätsadresse an den CDU-Abgeordneten Martin Hohmann zum vierten Mal auffällig geworden.

Der frühere Verteidigungsminister Volker Rühe (CDU) hatte Günzel bereits im Jahr 1997 als Kommandeur des Schneeberger Bataillons abgemahnt und versetzt, nachdem rechtsradikale Tendenzen in der Einheit bekannt geworden waren.

Günzel

Entlassen: KSK-Chef Reinhard Günzel

(Foto: Foto: dpa)

In der heißen Phase der Diskussion um einen Afghanistan-Einsatz hatte der inzwischen zum KSK-Chef aufgestiegene Offizier im Herbst 2001 in einem Interview abgeraten, Osama bin Laden mit Elitetruppen zu jagen ("es würde ein Blutbad geben").

Günzel wies auf KSK-Probleme hin

Damals schrammte er an einem Karriere-Knick vorbei, weil man seine Äußerung als Ausrutscher auf dem ungewohnten Medien-Parkett wertete und sein Arbeit im übrigen schätzt.

Im Sommer 2002 sorgte Günzel zum dritten Mal für Aufsehen, indem er in den Medien seine Probleme als KSK-Chef geschildert hatte. Die KSK ist eine Elitetruppe der Bundeswehr, die damals in aller Stille ihrer gefährlichen Arbeit in den Kampfgebieten Afghanistans nachging. Günzel beklagte sich damals, dass er nicht genügend Leute finde, die den hohen Anforderungen des Dienstes in seiner Truppe mit Sitz in Calw genügen.

Ausgangspunkt der Nachwuchssorgen sei dabei nicht in erster Linie die harte Selektion der "stillen Profis", wie sie genannt werden, sondern der Umstand, dass sich schlicht zu wenig darum bewerben.

Klassische Militärkarriere

Durch die Kritik Günzels rückte die Besoldung der KSK ins öffentliche Interesse - ein für die Bundesregierung unangenehmes Kapitel. Die Elitesoldaten, die den Vergleich mit britischen und amerikanischen Sondereinheiten nicht zu scheuen brauchen, sind lausig bezahlt dafür, dass sie bei ihren Einsätzen stets ihr Leben aufs Spiel setzen.

Dem damaligen Verteidigungsminister Rudolf Scharping gelang es nach viel Hin und Her einen - seiner Aussage nach - hundertprozentigen Zuschlag für die KSK-Soldaten im Kabinett herausgeschlagen.

Günzel wurde am 5. Juni 1944 in Den Haag geboren. Vor 30 Jahren rückte er in Lebach im Saarland zu den Fallschirmjägern ein. Zugführer, technischer Offizier, Kompaniechef, Lehrstabsoffizier - eine klassische Militärkarriere.

Ein Mann der Truppe

Günzel gilt als Mann der Truppe, bei der Nato oder im Ministerium war er nie. Im November 2000 wurde er Kommandeur der KSK. Den Einsatz seiner Soldaten wird grundsätzlich geheim gehalten. Nur spärlich drangen Informationen vom KSK-Auftrag in Afghanistan, an die Öffentlichkeit.

Rund 100 deutsche KSK-Soldaten spürten am Hindukusch Seite, wo sie zusammen mit US-Soldaten nach Al-Qaida- und Taliban-Kämpfern suchten, hatte Günzel nicht gewollt: Die Amerikaner brauchten "die besten Soldaten Deutschlands" doch gar nicht.

Jetzt braucht die Bundeswehr die Dienste von Reinhard Günzel nicht mehr.

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