Süddeutsche Zeitung

Illegale Einwanderer aus Mexiko:Trumps Mauer könnte bis zu neun Meter hoch werden

Lesezeit: 2 min

Von Lea Kramer

In der Wahlkampfarena war sie seine Glanznummer, diese Mauer an der Grenze zu Mexiko. Groß sollte sie werden, lückenlos und schön. Das hat US-Präsident Donald Trump seinen Anhängern versprochen. Immer und immer wieder. "Build the wall" haben sie ihm dann im ganzen Land entgegengeschrien. Eine Ausschreibung des Heimatschutzministeriums gibt Einblicke in die Pläne der Regierung ( zum PDF in englisch).

Wie stellt sich die US-Regierung den Wall vor?

Demnach soll die Mauer aus verstärktem Beton gefertigt und "vom Aussehen her imposant" sein. Die Regierung stelle sich einen Wall mit einer Höhe von bis zu neun Metern (30 Fuß) vor. Eine Höhe von fünf Metern (18 Fuß) solle sie nicht unterschreiten. "Es soll für einen Menschen nicht möglich sein, auf die Mauer zu klettern - auch nicht mit einem Hilfsmittel", heißt es in dem Dokument.

Die Grenzbefestigung soll obenauf mit Materialien versehen werden können, die ein Herüberklettern unmöglich machen. Darunter soll es eine Konstruktion geben, die bis in mindestens 1,80 Meter Tiefe Tunnelbauten unter der Mauer hindurch unmöglich machen. Kritiker befürchten, dass wie bisher unterirdische Durchgänge das Geschäft von Drogen- und Menschenschmugglern fortsetzen könnten.

Eine entsprechende Wanddicke soll verhindern, dass Teile der Absperrung durchbrochen werden können, etwa mit der Hilfe von Schlagbohrern oder unter Einsatz der eigenen Leibeskraft. Wörtlich soll es unmöglich sein, sich "durch die Wand zu boxen". Von der amerikanischen Seite aus soll die Mauer, was die Farbauswahl angeht, "ästhetisch ansprechend" sein und sich in die Umgebung einfügen. Bis zum 29. März haben die mehr als 700 interessierten Firmen Zeit, ihre Vorschläge einzureichen.

Streit um Kosten und Landnahme

Die Kosten für die Grenzbefestigung werden auf bis zu 19 Milliarden Euro (21 Milliarde Dollar) geschätzt. Im Haushaltsentwurf der US-Regierung für 2017 und 2018 sind bisher insgesamt 4,3 Milliarden Dollar für die Mauer vorgesehen. Ursprünglich hatte US-Präsident Trump behauptet, Mexiko werde für die Kosten aufkommen. Die mexikanische Regierung lehnt einen Beitrag an dem Projekt vehement ab. Inzwischen ist aus amerikanischer Seite die Rede von einer indirekten Kostenübernahme, zum Beispiel durch Strafzölle oder eine neue Besteuerung von Überweisungen von in den USA lebenden Mexikanern in die Heimat.

Bereits heute gibt es auf mehreren Abschnitten der 3200 Kilometer langen Grenze zwischen San Diego in Kalifornien und dem texanischen Brownsville befestigte Grenzanlagen, auch unter Obama wurden Zäune erneuert. Viele von ihnen stehen seit Jahren, sind verrottet und teilweise durchlässig. An besonders frequentierten Stellen patrouillieren Grenzsoldaten.

Das Projekt ist juristisch problematisch. An vielen Stellen der Grenze drohen Rechtsstreit um den Artenschutz in Naturschutzgebieten oder um notwendige Landenteignungen. So liegt etwa ein 120 Kilometer langer Teilabschnitt der Grenze auf dem Gebiet des Indianerstamms Tohono O'odham, der die Mauer klar ablehnt.

Und auch, ob die Amerikaner die Mauer überhaupt noch wollen, darüber gibt es Zweifel. Die Umfrageergebnisse sind uneinheitlich. So prognostizierte etwa die Washington Post im Januar, dass 60 Prozent der erwachsenen Amerikaner eine Mauer inzwischen ablehnen, doch das ist nur die halbe Wahrheit. Das Meinungsforschungsinstitut Pew Research Center ermittelte noch im November 2016, dass 80 Prozent der Trump-Wähler in der Zuwanderungsdebatte für eine Mauer sind. Auch der Wahlforscher Nate Silver kommt nach einer langjährigen Befragung zu dem Schluss, dass die Mehrheit der Amerikaner für eine Abschottung ist - zumindest an Teilen der Grenze. Nach seinen Erkenntnissen verändert sich das Ergebnis mit dem Wortlaut der Frage. Ein Zaun entlang "eines Teils der Grenze" erhielt demnach auch 2017 noch mehrheitlich Zuspruch.

(mit Material von dpa)

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