Illegale Autorennen:Spiel mit dem Tod

Mörder ist auch, wer die Leben anderer dem eigenen Kick unterordnet.

Von Stefan Ulrich

Die beiden jungen Männer jagten in ihren Autos mit bis zu 170 Stundenkilometern über den Kurfürstendamm in Berlin, sie überfuhren ein knappes Dutzend Kreuzungen und mehrere Ampeln - und töteten bei ihrem Wettrennen einen Rentner, der bei Grün in eine der Kreuzungen gefahren war. Natürlich wäre es den Tätern lieber gewesen, sie hätten ihr Rennen unfallfrei zu Ende gebracht und niemanden getötet. Dennoch hat sie jetzt das Landgericht Berlin in einem neu aufgezogenen Verfahren erneut wegen Mordes verurteilt. Zu Recht. Denn ein Mörder ist auch, wer genau weiß, wie lebensgefährlich er agiert, und es trotzdem tut, weil er denkt: Na wenn schon!

Genau das ist den Tätern vorzuwerfen. Ihre Verteidigung, sie hätten darauf vertraut, alles werde gut gehen, wirkt angesichts der Umstände völlig unglaubwürdig. Wer mit diesem Tempo in einer Großstadt über rote Ampeln rast, dem ist klar, dass er Gefahren schafft, die er nicht kontrollieren kann. Der spielt bewusst und willentlich mit dem Leben anderer. Der ordnet es seinem Kick an Wettkampf und Geschwindigkeit unter. Na wenn schon!

Zu Unrecht haben die Gerichte mörderisches Verhalten im Straßenverkehr bislang als Fahrlässigkeit verharmlost. Eine Neubewertung ist überfällig. Womöglich sieht das künftig auch der Bundesgerichtshof so.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: