Huthi-Rebellen:Situation für Zivilbevölkerung in Jemen spitzt sich zu

Huthi-Rebellen: Bewohner eines Dorfes bei Sanaa suchen nach Überlebenden eines Luftangriffs der von Saudi-Arabien angeführten Militärkoalition.

Bewohner eines Dorfes bei Sanaa suchen nach Überlebenden eines Luftangriffs der von Saudi-Arabien angeführten Militärkoalition.

(Foto: Hani Mohammed/AP)
  • Die Situation in Jemen spitzt sich zu: Bereits mehr als 500 Menschen sind bei Gefechten ums Leben gekommen.
  • Seit zwei Wochen fliegen mehrere Staaten, darunter Saudi-Arabien und Ägypten, Luftangriffe gegen die Huthi-Rebellen.
  • Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz rief zu einer 24-stündigen Waffenruhe auf.
  • Zwar erklären sich beide Seiten zu Gesprächen bereit, die Bedingungen dürften aber zu hoch sein.

Von Paul-Anton Krüger, Kairo

Die Situation der Zivilbevölkerung in Jemen spitzt sich fast zwei Wochen nach Beginn der Offensive Saudi-Arabiens und verbündeter arabischer und muslimischer Staaten zu. Nach Angaben der Vereinten Nationen kamen bis zum vergangenen Donnerstag bereits mehr als 500 Menschen bei Kämpfen ums Leben. Am Osterwochenende starben überdies Dutzende bei schweren Gefechten in Aden, der zweitgrößten Stadt des Landes. Schiitische Huthi-Milizionäre versuchten, den Hafen der Stadt einzunehmen, die bis vor kurzem provisorischer Sitz der international anerkannten Regierung von Präsident Abd Rabbo Mansur Hadi war. Sie trafen dabei auf erbitterten Widerstand lokaler sunnitischer Stammeskämpfer. Meldungen, wonach ausländische Truppen im Hafen von Aden landeten, ließen sich nicht unabhängig bestätigen.

Augenzeugen berichteten, in den umkämpften Vierteln lägen Leichen in den Straßen, die nicht geborgen werden könnten, weil Scharfschützen der Huthis auf alles feuerten, was sich bewege. Zivilisten konnten ihre Häuser nicht verlassen, weil sie Luftangriffe fürchteten. Einige Stadtviertel sind von der Strom- und Wasserversorgung abgeschnitten. Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) rief zu einer 24-stündigen Waffenruhe auf, um Zivilisten helfen zu können und dringend benötigte Hilfsgüter ins Land bringen zu lassen. Saudi-Arabien hat Hilfsflügen in die von den Huthis besetzte Hauptstadt Sanaa zugestimmt, diese kamen aber zunächst wegen "logistischer Probleme" nicht zustande, wie das IKRK in Genf mitteilte. In Sanaa berichteten Bewohner ebenfalls von Versorgungsproblemen.

Die Huthi-Rebellen halten an dem Ziel fest, Präsident Hadi abzusetzen

Zwar erklärten sich sowohl die Huthis als auch Saudi-Arabien zu Friedensgesprächen bereit. Die schiitischen Milizionäre stellen jedoch Bedingungen, die Riad kaum akzeptieren wird. Sie verlangten ein Ende der Luftangriffe, zudem müssten die Verhandlungen unter Vermittlung eines an dem Konflikt nicht beteiligten Landes stattfinden. Saudi-Arabien hat angeboten, unter Regie des Golfkooperationsrats Gespräche wieder aufzunehmen, die schon einmal zu einem von den UN unterstützten und ursprünglich von allen Seiten akzeptierten Plan für den politischen Übergang in Jemen geführt hatten. Die Huthis hatten diese Einigung de facto schon mit ihrer Besetzung Sanaas im September aufgekündigt. Sie halten an dem Ziel fest, Präsident Hadi abzusetzen. Unterstützt werden sie von Ex-Präsident Ali Abdullah Saleh, der sein Milliardenvermögen dazu nutzt, sich Eliteeinheiten des Militärs gewogen zu halten und sie als Privatarmee einzusetzen. Riad hat erklärt, Hadi wieder die Kontrolle über das Land verschaffen zu wollen.

Neben den Kämpfen zwischen der von Saudi-Arabien geführten Allianz und den Huthis lieferten sich sunnitische Stammeskämpfer Gefechte mit al-Qaida-Anhängern um die Kontrolle der größten Stadt der Region Hadramaut, al-Mukalla. Den Dschihadisten war es zuvor gelungen, Hunderte Anhänger aus Gefängnissen zu befreien.

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