Huawei:Geheim-GmbH

Der Netzwerkausrüster soll mit der chinesischen Führung eng verbunden sein. Die USA warnen seit Jahren vor dem Unternehmen.

Von Christoph Giesen und Georg Mascolo

Huawei ist wahrscheinlich Chinas internationalstes Unternehmen, in etwa 170 Ländern macht der Konzern Geschäfte. Mit günstigen Preisen und guter Technik ist der Netzwerkausrüster binnen weniger Jahre zum Marktführer in vielen Staaten geworden. Gut 90 Milliarden Dollar setzt das Unternehmen pro Jahr um - so viel wie Siemens oder BMW. Nur in den USA hat Huawei keinen Erfolg. Bereits 2012 warnte der Kongress vor einer Zusammenarbeit, es lasse sich nicht klären, wie stark der Konzern mit dem chinesischen Staat verbunden sei. Diese Unschärfe ist bis heute das Problem. Huawei ist eine Geheim-GmbH, ein Unternehmen voller Widersprüche.

Das fängt schon am Werkstor am Firmensitz in Shenzhen an. Auf Gäste wartet dort ein schwarzer Mercedes Maybach nebst Chauffeur. Die eigenen Mitarbeiter dürfen lediglich Economy-Klasse fliegen - egal wohin. Genauso strikt geht Huawei mit Informationen um. Einzelne Manager, vor allem im Ausland, werden kurz gehalten. "Ich habe die Anforderungen meiner Kunden stets nach Shenzhen geschickt, über Nacht bekam ich dann das Angebot, das ich weiterleiten musste", erzählt ein ehemaliger leitender Angestellter. "Ich habe bis heute keine Ahnung, ob meine Deals profitabel waren oder nicht."

Heute gibt Huawei 15 bis 20 Milliarden Dollar für Forschung aus

Als Außenstehender ist es noch schwieriger, Einblick ins Zahlenwerk zu erhalten. Huawei ist nicht an der Börse gelistet und muss daher nicht allzu viel preisgeben. Knapp 97 000 ausschließlich chinesische Mitarbeitern soll das Unternehmen gehören. Wer aus der Firma ausscheidet, muss seine Anteile wieder verkaufen. Der Gründer, Ren Zhengfei, ein ehemaliger Soldat der Volksbefreiungsarmee, soll nach jüngster Zählung 1,14 Prozent des Unternehmens besitzen. Gewöhnlich hüllt auch er sich in Schweigen. Im Januar gab der 74-Jährige ein seltenes Interview: "Ich unterstütze die Kommunistische Partei Chinas. Aber ich werde niemals irgendetwas tun, um einer anderen Nation Schaden zuzufügen", sagte er.

1987 ließ Ren das Unternehmen registrieren, nachdem er mit seiner Familie nach Shenzhen, in die neue Sonderwirtschaftszone an der Grenze zu Hongkong gezogen war. "Zu der Zeit, als ich Huawei gründen wollte, hatte ich nicht genug Geld. Als ich beim Militär ausschied, erhielten meine Frau und ich insgesamt 3000 Yuan als Entschädigung", erzählte Ren. "Damals waren mindestens 20 000 Yuan als Grundkapital erforderlich, um ein Unternehmen in Shenzhen zu gründen." Er borgte sich Geld und gründete die Firma, dessen Namen sich aus den Zeichen Hua (China) und Wei (Errungenschaft) zusammensetzt.

In der benachbarten Kronkolonie kaufte er Telefonanlagen, die er dann mit Aufschlag in China weiterveräußerte. Später kopierte Huawei Geräte der Konkurrenz, von Cisco etwa. Heute gibt Huawei nach eigenen Angaben 15 bis 20 Milliarden Dollar für Forschung und Entwicklung im Jahr aus. Später holte Ren die eigenen Kinder ins Management. Seine Tochter arbeitete zuletzt als Finanzchefin. Am 1. Dezember vergangenen Jahres wurde sie am Flughafen in Vancouver verhaftet. Ein New Yorker Bundesgericht wirft ihr vor, gegen Iran-Sanktionen verstoßen zu haben. Sie wartet mit elektronischer Fessel am Fuß auf ihre Auslieferung in die USA. Ihr drohen bis zu 30 Jahre Haft.

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