Horst Seehofer:Prag: Kein Sudetentag in Tschechien

Das habe Seehofer hoffentlich nicht ernst gemeint, lautete die Reaktion aus Prag auf den Vorschlag des deutschen Innenministers, in Tschechien einen Sudetendeutschen Tag abzuhalten.

Der Vorschlag von Bundesinnenminister Horst Seehofer, einmal einen Sudetendeutschen Tag in Tschechien abzuhalten, ist in Prag auf Ablehnung gestoßen. "Das würde ich für eine nicht zu akzeptierende Provokation halten", sagte der tschechische Ministerpräsident Andrej Babiš der Zeitung Pravo. Er hoffe, dass dieser Vorstoß nicht ernst gemeint sei, sagte der Multimilliardär und Gründer der populistischen Partei ANO. Beim jährlichen Pfingsttreffen der Sudetendeutschen in Regensburg hatte Seehofer viele Entwicklungen hin zu einer Normalisierung in den gegenseitigen Beziehungen gelobt, dann aber hinzugefügt: "So richtig - und das möchte ich noch erleben - abgerundet ist die Geschichte erst, wenn wir mal einen Sudetendeutschen Tag in Tschechien begehen."

Auch weitere tschechische Politiker kritisierten das Vorhaben. Der Fraktionsvorsitzende Jan Chvojka vom sozialdemokratischen Koalitionspartner CSSD hielt solche Gesten "so viele Jahre nach dem Krieg" für unnötig. Die richtige Zeit sei dafür noch nicht gekommen, meinte indes Miroslav Kalousek von der konservativen Oppositionspartei TOP09. Er warnte davor, unnötig die Gemüter zu erregen und damit den Beziehungen Schaden zuzufügen. Zustimmung gab es indes von den Christdemokraten (KDU-CSL) und der Piratenpartei. Nach dem Zweiten Weltkrieg und den Schrecken der nationalsozialistischen Besatzung waren etwa drei Millionen Deutsche aus der damaligen Tschechoslowakei vertrieben worden. Viele von ihnen fanden in Bayern eine neue Heimat. Der Sudetendeutsche Tag fand von Freitag bis Sonntag unter dem Motto "Ja zur Heimat im Herzen Europas" statt.

Seehofer würdigte die Sudetendeutschen in seiner Ansprache als "Brückenbauer". Der ehemalige tschechische Kulturminister Daniel Herman erklärte, die Beziehung zwischen Deutschen und Tschechen sei durch die Nationalsozialisten ruiniert worden. Es habe aber auch Verbrechen von Tschechen gegeben. "Wir dürfen unsere Chancen nicht vergeben, wir müssen nun weiter gemeinsam am europäischen Haus bauen."

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