Horst Köhler:Präsident mit grüner Hilfe

Bundespräsident Köhler hat bei seiner Wahl die denkbar knappste absolute Mehrheit erlangt. Nun bekennt eine Grünen-Abgeordnete, dass sie für Köhler gestimmt hat.

Daniel Brössler

Bundespräsident Horst Köhler verdankt seine Wiederwahl mindestens einer Parlamentarierin der Grünen. Die grüne Bundestagsabgeordnete Silke Stokar gab ihre Stimme nach eigenen Angaben Horst Köhler. "Ich bin seit Tagen überzeugt gewesen, dass ich im ersten Wahlgang Köhler wählen werde", sagte sie der Süddeutschen Zeitung. Sie sei sicher, dass weitere Vertreter der Grünen so gehandelt hätten, wollte aber keine Namen nennen.

Horst Köhler: Die Grünen-Abgeordnete Silke Stokar von Neuforn verhalf Horst Köhler zur Mehrheit.

Die Grünen-Abgeordnete Silke Stokar von Neuforn verhalf Horst Köhler zur Mehrheit.

(Foto: Foto: Bundestag)

"Ich wollte bei der Bundespräsidentenwahl keine Verabredungen mit der Linkspartei", begründete die Abgeordnete aus Hannover ihre Entscheidung. "Parteitaktische Spielchen" seien am ehesten durch einen Sieg Köhlers im ersten Wahlgang zu verhindern gewesen. An die Empfehlung der Fraktionsführung, Gesine Schwan zu wählen oder sich zumindest zu enthalten, habe sie sich nicht gebunden gefühlt. "Ich bin eine freie Abgeordnete", sagte sie. Bei der Bundespräsidentenwahl gelte kein Fraktionszwang.

Köhler wurde mit 613 Simmen gewählt. Das ist die knappstmögliche absolute Mehrheit der 1224 Mitglieder der Bundesversammlung. Union, FDP und Freien Wähler, die zuvor ihre Unterstützung für Köhler bekundet hatten, kommen zusammen auf 614 Stimmen. Da Köhler die Stimme der Grünen Stokar erhielt, müssen also mindestens zwei Vertreter aus dem bürgerlichen Lager dem Amtsinhaber ihre Stimme verweigert haben.

Bei den Grünen hatte auch die Abgeordnete Uschi Eid Sympathie für Köhler bekundet. Sie schätzt den Bundespräsidenten wegen seiner Afrika-Politik. Verärgert über die SPD-Kandidatin Gesine Schwan ist auch die Chefin der Stasi-Unterlagenbehörde, Marianne Birthler, die für die Grünen als Mitglied der Bundesversammlung benannt worden war. In einer Fraktionssitzung am Freitagabend machte sie Schwan Vorhaltungen wegen deren Weigerung, die DDR als Unrechtsstaat zu bezeichnen.

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