Süddeutsche Zeitung

Streiks in Hongkong:Demonstranten legen Verkehrsknoten lahm

  • Ein angekündigter Generalstreik in Hongkong sorgt für Hunderte Flugausfälle. Auch der Nahverkehr ist blockiert.
  • Am Wochenende gingen wieder Zehntausende auf die Straße, um gegen die Regierungschefin zu protestieren.
  • Die Behörden werfen den Demonstranten vor, Hongkong an eine "gefährliche Grenze" zu bringen.

Vor dem für Montag angekündigten Generalstreik in Hongkong ist es erneut zu gewaltsamen Zusammenstößen zwischen Demonstranten und der Polizei gekommen. Dabei seien 44 Menschen festgenommen worden, teilte die Polizei in der chinesischen Sonderverwaltungszone mit. Sie setzte wieder Tränengas ein, um die Proteste aufzulösen.

Zum Auftakt des Generalstreiks legten Regierungskritiker am Morgen zur Hauptverkehrszeit den Verkehr in der Millionenmetropole teilweise lahm. Hunderte maskierte und in Schwarz gekleidete Demonstranten blockierten Straßen, entzündeten Feuer und übersprühten Ampeln mit Farbe. Mehr als hundert Flüge wurden vorsorglich gestrichen, einige Bahnverbindungen eingestellt. Die U-Bahn-Gesellschaft teilte mit, dass der Betrieb auf vier Linien wegen einer Reihe absichtlicher Türverstopfungen teilweise eingestellt worden sei.

Außerdem riefen die Protestierenden zu einem stadtweiten Generalstreik auf. Mindestens 24 000 Menschen aus 20 Sektoren wollen sich an dem für Montag geplanten Streik beteiligen, wie die Organisatoren mitteilten. Für später am Tag waren Proteste in acht Bezirken angekündigt. Der Generalstreik soll den Protesten vom Wochenende folgen, bei denen wieder Zehntausende Menschen auf die Straßen gegangenen waren. Schon dabei war es erneut zu Zusammenstößen mit der Polizei gekommen.

In Hongkong protestieren Menschen seit fast zwei Monaten

In einer Erklärung der Regierung hieß es, die Gewalt und illegalen Proteste brächten Hongkong an eine "extrem gefährliche" Grenze. Die Regierung werde entschlossen dabei vorgehen, Recht und Ordnung in Hongkong aufrechtzuerhalten und das Vertrauen wiederherzustellen.

In der Finanzmetropole gibt es seit fast zwei Monaten Kundgebungen mit Hunderttausenden Teilnehmern. Wiederholt kam es zu schweren Zusammenstößen zwischen Demonstranten und der Polizei. Hongkongs Regierungschefin Carrie Lam hat das Gesetz zur Auslieferung mutmaßlicher Krimineller an China, das den Anlass für die Proteste gegeben hatte, mittlerweile zwar für "tot" erklärt. Die Proteste haben sich aber zu einer breiteren Bewegung gegen die Regierung und das harte Vorgehen der Polizei entwickelt.

Zudem fürchten die Demonstranten um Freiheitsrechte, die der früheren britischen Kronkolonie nach der Übergabe an China 1997 eingeräumt wurden und fordern mehr Demokratie.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.4552950
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ.de/ap/dpa/rtr/bix/gal
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.