Süddeutsche Zeitung

Hongkong:Bericht: Polizei nimmt mehr als 200 Protestierende fest

Monatelang waren die prodemokratischen Proteste in Hongkong wegen Corona lahmgelegt, nun gehen wieder mehr Demonstranten auf die Straße.

Bei Protesten gegen die Regierung sind in Hongkong mehr als 200 Personen festgenommen worden. Dies berichtete die örtliche Zeitung Apple Daily. Die South China Morning Post schreibt sogar von mehr als 250 Inhaftierten.

Die Polizei nannte keine Zahl, teilte aber in der Nacht auf Montag mit, dass sie nach wiederholten Warnungen Menschen auseinandergetrieben und Festnahmen durchgeführt habe. Die Protestierenden hätten Parolen gerufen und im Bezirk Mongkok Barrieren errichtet, um Straßen zu versperren, und in manchen Straßen Brände entfacht.

Um die prodemokratische Bewegung, die Hongkong vergangenes Jahr monatelang lahmgelegt hatte, war es im ersten Quartal angesichts der Corona-Pandemie ruhiger geworden. Doch derzeit sind wieder Anzeichen einer erneuten Verstärkung der Protestbewegung erkennbar. Am Sonntag hatte es vor den nächtlichen Aktivitäten zunächst tagsüber Proteste in Einkaufszentren gegeben.

Die Demonstranten werfen den Behörden vor, die Maßnahmen gegen die Corona-Pandemie auszunutzen, um bürgerliche Freiheiten in der chinesischen Sonderverwaltungsregion zu beschneiden.

Die Proteste waren vergangenes Jahr aus Unmut über die nicht frei gewählte Hongkonger Regierung und den wachsenden Einfluss der kommunistischen Pekinger Führung entstanden. Die Demonstranten forderten freie Wahlen, eine unabhängige Untersuchung der Polizeibrutalität bei den Protesten sowie Straffreiheit für die mehr als 7000 Festgenommenen.

Seit der Rückgabe der früheren britischen Kronkolonie 1997 an China wird Hongkong nach dem Grundsatz "ein Land, zwei Systeme" autonom regiert. Die sieben Millionen Hongkonger genießen mehr rechtliche Freiheiten als Bürger in der Volksrepublik.

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