Hongkong:Ein Generalstreik legt die Stadt lahm

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Flüge fallen aus, U-Bahnen stehen still, es gibt Krawalle. Demonstranten fordern mehr Demokratie.

Ein freies Hongkong fordert dieser Demonstrant. (Foto: Kim Kyung-Hoon/Reuters)

Regierungskritiker haben bei einem Generalstreik in Hongkong an die 200 Flugausfälle verursacht und Metros vom Fahren abgehalten. Protestteilnehmer blockierten die Türen von Zügen sowie Bahnsteigen und verhinderten dadurch, dass U-Bahnen und Pendlerzüge Bahnhöfe verlassen konnten. Flughafenmitarbeiter meldeten sich in großer Zahl krank und beteiligten sich offenbar an dem Generalstreik, wie Hongkonger Medien berichteten. Auch die Expresszugverbindung zum Flughafen war ausgesetzt. Am Nachmittag begannen Kundgebungen in sieben Stadtbezirken, teilten Organisatoren mit. Mindestens 24 000 Menschen wollten demnach die Arbeit niederlegen.

Peking hat die Regierung in Hongkong aufgefordert, die Ordnung wiederherzustellen

Die Polizei ging am Montag mit Gummigeschossen und Tränengas gegen Demonstranten vor, die mehr Demokratie forderten. Am Abend gab es Kämpfe zwischen Protestierenden und Männern mit Holzstangen. Wie die Hongkonger Zeitung South China Morning Post berichtete, griffen die teils mit weißen T-Shirts bekleideten Männer am Abend im Stadtteil North Point Demonstranten auf der Straße an. Daraufhin warfen die Demonstranten Leitkegel, Metallbarrikaden und eigene Stangen auf die Angreifer. Bereits vor zwei Wochen waren Regierungskritiker am Rande von Protesten von Schlägern mit Eisenstangen und Stöcken angegriffen worden. Es wurde vermutet, dass mit Peking sympathisierende Banden hinter den Angriffen steckten. 44 Menschen wurden verletzt.

Regierungschefin Carrie Lam warnte, die Gewalt bei Demonstrationen und die Dauerproteste hätten Hongkong "an den Rand einer sehr gefährlichen Lage gebracht". Die Regierung werde entschlossen vorgehen, um Recht und Ordnung zu wahren und das Vertrauen wiederherzustellen. Aktionen der Demonstranten, die in den Tagen zuvor auch das Verbindungsbüro Chinas in Hongkong mit Eiern und Farbe bewarfen und eine chinesische Nationalflagge im Hafen versenkt hatten, nannte Lam "eine Herausforderung" für das Prinzip "Ein Land, zwei Systeme", wonach Hongkong als chinesische Sonderverwaltungszone autonom regiert wird. Der Wohlstand stehe auf dem Spiel.

Auch in der neunten Woche der Proteste gibt es keine Anzeichen, dass sich die Demokratie-Bewegung abschwächt. Die Zentralregierung in Peking hat die Ausschreitungen verurteilt und Regierung und Polizei vor Ort aufgefordert, wieder Ordnung herzustellen.

© SZ vom 06.08.2019 / AP, dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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