Trotz Verbot:Zehntausende Menschen demonstrieren in Hongkong

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Die Polizei besprüht die Demonstranten mit blauem Wasser, um sie identifizieren zu können. (Foto: REUTERS)
  • Trotz des Verbots einer Großdemonstration sind am Sonntag in Hongkong wieder einige Zehntausend Regierungskritiker auf die Straße gegangen.
  • Es kam zu Zusammenstößen, die Polizei setzte Tränengas ein.
  • Die Demonstranten forderen unter anderem eine unabhängige Untersuchung von Polizeigewalt, Amnestie für die mehr als 1000 Festgenommenen und freie Wahlen.

Trotz des Verbots einer Großdemonstration sind am Sonntag in Hongkong wieder einige Zehntausend Regierungskritiker auf die Straße gegangen. Es kam zu Zusammenstößen, die Polizei setzte Tränengas ein. Einige Demonstranten errichteten Straßenblockaden, beschädigten U-Bahn-Einrichtungen und warfen Brandsätze.

Die Polizei setzte Wasserwerfer und Tränengas ein, die Demonstranten warfen vor einer Regierungsanlage Molotowcocktails. Neben vermummten Demonstranten nahmen aber auch viele Familien mit Kindern an dem Marsch durch die Straßen teil. Sie marschierten mehr als zwei Kilometer ins zentrale Geschäftsviertel. Einige der Demonstranten schwenkten US- und britische Flaggen, andere hatten Poster mit ihren Forderungen nach demokratischen Reformen.

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Andere Demonstranten verbrannten chinesische Flaggen und rissen Banner nieder, auf denen der regierenden Kommunistischen Partei von China gratuliert wurde. Die Partei feiert am 1. Oktober den 70. Jahrestag der Staatsgründung.

Es ist das fünfzehnte Wochenende in Folge, an dem in der chinesischen Sonderverwaltungsregion demonstriert wird. Die Demonstranten fordern unter anderem eine unabhängige Untersuchung der Polizeigewalt, Amnestie für die bereits mehr als 1000 Festgenommenen und freie Wahlen. Aus Sicherheitsgründen hatte die Polizei eine Großdemonstration untersagt, zu der die Civil Human Rights Front aufgerufen hatte. Die Gruppe hatte schon Demonstrationen mit Hunderttausenden bis zu mehr als einer Million Teilnehmern organisiert.

Seit mehr als vier Monaten wird in Hongkong gegen die dortige Regierung und den wachsenden Einfluss der kommunistischen Führung in Peking auf die Sonderverwaltungsregion protestiert. Die Demonstrationen waren im Juni durch einen Auslieferungsgesetzentwurf ausgelöst worden. Viele betrachteten den Entwurf als Beispiel für eine sich ausbreitende Einmischung Chinas. Die Regierung hat zwar versprochen, den Entwurf zurückzuziehen. Die Demonstranten haben aber ihre Forderungen ausgeweitet. Sie verlangen direkte Wahlen für die Stadtregierung - und dass die Polizeigewalt untersucht wird.

Die frühere britische Kronkolonie wird seit der Rückgabe 1997 an China mit einem eigenen Grundgesetz nach dem Prinzip "ein Land, zwei Systeme" autonom regiert. Die sieben Millionen Hongkonger stehen unter Chinas Souveränität, genießen aber bisher - anders als die Menschen in der kommunistischen Volksrepublik - mehr Rechte wie etwa Meinungs- und Versammlungsfreiheit.

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