Honeckers Bodyguard:Diskret wie der Mond

Alles sehen, aber übersehen werden: Bernd Brückner hat in der DDR Erich Honecker geschützt, dann blieb er selbst ziemlich ungeschützt zurück.

Holger Gertz

Berlin, im August - Bernd Brückner ist ein großer Mann, beinahe einsneunzig. Er hat, in seinem früheren Leben, auf einen wesentlich kleineren Mann aufgepasst, auf Erich Honecker.

HONECKER AP

Immer ganz nah bei ihm: Honeckers Beschützer.

(Foto: Foto: AP/Montage sueddeutsche.de)

Der war nicht mal einssiebzig. Im Westen hätte man Brückner einen Bodyguard genannt, aber in der DDR wurde dieser Begriff vermieden. Er klang nach Westen. Brückner war Personenschützer. Er war immer da, wo Honecker war, er war ihm ganz nah. Brückner war Honeckers langer Schatten. Er war ihm so nah, dass diese Nähe ihm Probleme machte, später, als Honecker schon gar nicht mehr da war.

Zweifacher Schattenmann

Brückner war ein Schattenmann in zweifacher Hinsicht. Man kann es so sagen: Honeckers langer Schatten musste mit Honeckers langem Schatten zurechtkommen. Das war nicht einfach, aber es ging am Ende doch.

Inzwischen hat er eine eigene Personenschützer-Schule, die untergebracht ist in einem Plattenbau, draußen in Marzahn. Er wirkt etwas linkisch, als er Kaffee und Tassen holt, ein Mann, der nur zu Gast ist in seinem Körper.

Wie Wim Thoelke früher, der Showmaster aus dem "Großen Preis", der nie wusste, wohin mit seinen Schaufelhänden. Die Schule hier in Marzahn trägt den Chef im Namen: Bildungsinstitut Brückner. Man kann sich zum Detektiv ausbilden lassen, zum Sicherheitsfachmann; man kann lernen, wie man ein wirkungsvoller Schatten wird.

Brückner bringt einem alles bei, und manchmal sehen seine Schüler ihn auch noch abends, im Fernsehprogramm des MDR. Das Programm des mdr ist noch immer eine Art Fotoalbum der DDR, ziemlich oft sieht man Erich Honecker von einer Ehrentribüne herunterwinken, auch seine lilahaarige Frau Margot, und gelegentlich steht Brückner hinter ihnen, er winkt nicht.

Von 1976-89 an Honeckers Seite

Er ist da und schützt. Er schützte Honecker von 1976 bis 1989. Seine Schüler erkennen da eine gerade Linie, der Leibwächter aus dem Abendprogramm tritt morgens vor die Klasse und erklärt, wie man Leibwächter wird. Eine klar strukturierte Biographie. Aber das täuscht.

Bernd Brückner, Jahrgang 1948, Sohn eines Polizisten, wollte schon als Junge mit großen Autos hinter den noch größeren Autos der Politiker herfahren. So fing alles an. Schützen war ihm mehr als ein Beruf, und der Hinweis darauf, dass er Honecker unversehrt durch die Zeit gebracht hat, ist ihm immer noch wichtig.

Andere Personenschützer schützten viel schlechter. Im Regal hinter ihm stehen Videos, mit deren Hilfe er seine Schüler schult. Auf den Bändern sind die Attentate der jüngeren Weltgeschichte, das Versagen der Personenschützer ist meistens ganz offensichtlich zu erkennen.

Kohl, Schmidt, Papandreou: Er schützte sie alle

Brückner kann sich die Bänder anschauen mit der Gelassenheit eines Mannes, dem kein Fehler passiert ist, jedenfalls was seine berufliche Aufgabe angeht. Er stieg bald auf und schützte auch Politiker aus dem Westen, wenn sie in der DDR waren. Schmidt, Kohl, Craxi, Papandreou. Er schützte die Menschen, wie sie kamen.

Dass es am Ende seine vorrangige Schutzperson Honecker doch erwischt hat, politisch jedenfalls, hatte mit ihm, Brückner, nichts zu tun, eher mit Gorbatschow, der ja eine Lichtgestalt war. Wenn die Lichtgestalt, also ein Gestalter, erscheint, hat der Schattenmann, also ein Verhinderer, nichts mehr zu melden.

Bernd Brückner holt aus dem Aktenschrank eine Mappe mit Fotos. Sie zeigen Honecker und dessen Schatten. Honecker trägt seine klobige Honeckerbrille, der Schatten verharrt, zwischen anderen Menschen, im Hintergrund. Sein blasses Gesicht steht über dem Getümmel wie ein kleiner Mond. So muss ein Personenschützer sein, wie der Mond. Immer da, aber bei aller Präsenz auch so diskret, dass man seine Anwesenheit bald vergisst.

Brückner zeigt ein Bild: Honecker geht auf ein Auto zu, Brückner steht zwei, drei Meter neben ihm. "Fällt Ihnen das Besondere auf?" Es ist eigentlich nichts Besonderes zu erkennen. Brückner ruft: "Mein Blick!" Das Besondere an dem Blick ist, dass er nicht auf Honecker gerichtet ist, sondern auf die Straße. Brückner hatte gesehen, dass da ein hoher Bordstein war, und weil Honecker zu der Zeit schon gebrechlich gewesen ist, fürchtete er, der Generalsekretär würde womöglich an diesem Hindernis zu Fall kommen. Er hielt sich bereit, ihn gegebenenfalls festzuhalten.

Diskret wie der Mond

Darauf kommt es an, sagt er. Die kleinen Dinge sehen und ihre Größe begreifen. Situationen voraus ahnen. Es ist ja nicht so, dass bei einer Kundgebung einer mit einer riesigen runden schwarzglänzenden Bombe erscheint, wie man sie aus Comic-Heften kennt. Dass die Personenschützer sich dann anrempeln und raunen: Schau mal, das wird doch kein Attentäter sein.

So einfach ist das nicht. Das Verhängnis, wenn es sich ankündigt, kündigt sich an zum Beispiel durch zwei, drei Menschen in der Menge vor dem Redner. Diese Menschen werfen sich Blicke zu, man kann in diesen Blicken lesen. Dass sie Kontakt suchen, dass sie nervös sind, womöglich haben diese Menschen eine schweißnasse Stirn. Wenn der Personenschützer Nervosität registriert, muss er cool sein. Es kann ums Ganze gehen.

Gefahr im Blumenstrauß

Sie haben früher in der Hauptabteilung Personenschutz die mitgeschnittenen Attentate der Weltgeschichte sogar nachgespielt, Mitarbeiter waren den einzelnen Personen auf dem Bildschirm zugeordnet, "immer unter der Zielstellung: Was kriegen wir besser auf die Reihe?", sagt Brückner.

Die Attentate sind ihm sozusagen in Fleisch und Blut übergegangen, so sehr, dass man jetzt ein Spiel mit ihm spielen kann. Man gibt ein Stichwort, den Namen einer überfallenen Schutzperson, und Brückner sagt, welchen Fehler die Schützer gemacht haben.

Also, Stichwort Lafontaine. "Schuld der Personenschützer. Die Angreiferin hatte das Messer in einem Blumenstrauß. Das Rausnehmen des Messers aus dem Strauß dauert zwei Sekunden. Zwei Sekunden müssen einem Personenschützer reichen, so was zu verhindern. Zumindest muss man kräftig schreien, dass die irritiert ist und nicht mehr zielgerichtet zustechen kann."

Die Schüsse auf Papst Johannes Paul

Noch ein Stichwort. Papst Johannes Paul, die Schüsse auf dem Petersplatz.

"Beim Papst ist Personenschutz eine knifflige Angelegenheit." Weil der zu Schützende qua Amt allein unter dem Schutz des Höchsten steht und keinen Irdischen benötigt. Beim Papst - Brückner nennt ihn "Schutzperson Heiliger Vater"- müssen die Schützer zwar aufs Höchste alarmiert sein, andererseits darf man sie nicht wahrnehmen, nicht mal als Schatten.

Brückner will erfahren haben, dass damals kein Personenschützer höher postiert sein durfte als der Papst, weil über dem Papst eben lange nichts kommt. So war der Papst zwar kirchenphilosophisch korrekt positioniert, personenschutztechnisch allerdings nur unzureichend gesichert. Die Kugel traf. Seitdem werden Päpste besser geschützt, die Kirche ist einsichtig gewesen, sagt Brückner: "Um des Personenschutzes willen muss die Heiligkeit vom Status der Heiligkeit auch mal ein bisschen zurücktreten."

Letztes Stichwort, Olof Palme.

"Dem wurde zum Verhängnis, dass er sich oft ohne Leibwächter bewegt hat." Das hing mit der Freizügigkeit des Landes Schweden zusammen und mit dem Vertrauen, das Palme in die Menschen hatte. Brückner sagt, er vertraut grundsätzlich keinem. Das Vertrauen gewöhnt man sich ab, als Personenschützer. Er vertraut auch nicht so auf Gott. Er kommt aus der DDR.

Er hat die Bruderküsse, die Honecker mit Breschnew, Andropow, Gorbatschow austauschte, nicht nur gesehen, er hat das leichte Schmatzen fast gehört. So nah war er dran. Als Udo Lindenberg für Honecker eine Jacke vorbeibrachte, hat er, Brückner, das echte Leder dieser Jacke gerochen.

Er folgte Honecker bei seinen Jagdausflügen in der Schorfheide, allerdings mit ziemlichem Abstand, um die von überall herbeigekarrten Hirsche nicht zu verscheuchen. "Wären wir mit mehreren Wagen dicht bei ihm geblieben, hätte es zwar eine ruhige Jagd gegeben, aber keinen Jagderfolg."

Er lief vor Honecker

Bei offiziellen Terminen liefen einige Schützer hinter Honecker, einige vor ihm. Brückner lief vor ihm. "Wenn was gewesen wäre, hätte ich die Konfrontation aufnehmen müssen." Das heißt, er hätte sich opfern müssen im Notfall?

Bernd Brückner sagt: "Ich hätte entsprechend handeln müssen. Wenn eine Handgranate geworfen wird, was kann ich machen. Sie nehmen und weiterwerfen." Er fängt jetzt, um das zu demonstrieren, eine unsichtbare Handgranate und wirft sie weiter, ins Regal mit den Attentatsvideos. Schützen sieht ganz leicht aus.

Also, hätte er sich opfern müssen? Er will nicht ja sagen. Er sagt, wenn er sich geopfert hat, dann bei Staatsbesuchen. Wenn die Staatsgäste in die Oper geführt wurden, Richard Wagner, und er musste mit in die Loge und zuhören, stundenlang, und auch ein Gesicht machen, das aussah, als genieße er das - die Loge war ja immer im Blick der Fernsehkameras. Da hat er schon das Gefühl gehabt, ein Opfer zu bringen. Er ist nicht gerade der große Wagner-Fan.

Diskret wie der Mond

Vielleicht darf ein Personenschützer die Gefahr, in der er sich befindet, nicht an sich heranlassen, weil er sonst Angst bekäme und seine Aufgabe nicht mehr bewältigen könnte. Vielleicht hat Brückner das geholfen, in seinem Leben nach Honecker: dass er zu verdrängen gelernt hat. Plötzlich war Honecker weg, und mit ihm das ganze Land. Um Honecker kümmerten sich jetzt Ärzte und Polizisten, später alte Genossen in Chile. Brückner hatte ihn im Gefängnis noch mal besucht, da galt Honecker nicht mehr als Staatsmann, sondern als Verbrecher.

Es war ein irgendwie trauriges Treffen, aber Brückner hat die Trauer verdrängt. Es ging ja jetzt auch um ihn. Und es sah nicht gut aus. Er galt nicht mehr als Schattenmann, sondern als Vertrauter eines Verbrechers.

Natürlich war Bernd Brückner als Kommandoleiter im Sicherheitsbereich ein linientreuer Mann der Staatssicherheit. Was früher Privilegien brachte, wurde jetzt ein gewaltiger Makel. Es setzte das Geschacher ein, wer kann sich wie rüberretten in die neue Welt, und Brückner sagt, dass da ein paar alte Kollegen auf Widerstandskämpfer gemacht hätten, "so nach dem Motto: Mit dem Honecker hatte ich doch nie was zu tun."

Dreimal degradiert

Die hatten es zum Teil auch leichter, mit ihrer Geschichte durchzukommen, weil sie nicht so nah an Honecker dran gewesen waren. Brückner wurde drei Mal degradiert, vom Major hinunter zum Obermeister, er musste sich auf die Suche machen, nach einem Platz, aber er war schon über vierzig, und eine Zeit lang hat er nicht gesehen, was für ihn noch kommen sollte.

Den Revolutionär hätte ihm keiner abgenommen. Ein Revolutionär muss bereit sein, auf die Bühne zu klettern. Er war gewöhnt an das Arbeiten im Schatten. Außerdem, er hatte auch nichts gegen Honecker, den Mann Honecker, es war ja vor allem der Mann, dem er nah war. Professionell nah, und auch ein bisschen menschlich.

Man kann sich, wenn man Bernd Brückner gegenüber sitzt, ganz gut vorstellen, wie der bärenhafte Personenschützer seine spitzgliedrige Schutzperson am liebsten unter den Arm geklemmt hätte und mit ihr verschwunden wäre.

Zuerst ins Gesicht

Dass es Leute gab, die Honecker gehasst haben, war auch ihm klar - sonst hätte man nicht so einen Aufwand mit dem Honeckerschutz machen müssen. Für ihn, Bernd Brückner, war dieser Honecker trotzdem anders, anders zum Beispiel als der widerwärtige Mielke oder Ceausescu.

Weil Brückner sich angewöhnt hat, Menschen als Erstes ins Gesicht zu sehen und in ihrem Blick zu lesen, fand er Ähnlichkeiten zwischen Mielke und Ceausescu. Die flackernden Augen. "Die haben nie ruhig geschaut, weil sie Angst hatten, dass alles rauskommt, was sie verbrochen haben." Honeckers Blick flatterte nicht. Seine Stimme eierte. Aber was bedeutete das schon?

Bill Gates und die Torte

Als Honecker weg war, stand Bernd Brückner vor den gleichen Fragen wie viele, die sich um die Staatssicherheit verdient gemacht hatten. Was hast du getan? Wo liegt deine Schuld? Hast du eine Zukunft? Hast du eine Zukunft verdient? Die Fragen waren wie Wände, die ihn umschlossen. Er suchte Auswege.

Diskret wie der Mond

War Busfahrer, verkaufte Damenunterwäsche. Lernte eine neue Frau kennen. Irgendwann sah er im Fernsehen Helmut Kohl, wie er in Halle mit Eiern beworfen wurde. Kohl war umringt von Brückners ehemaligen Kollegen aus der Hauptabteilung Personenschutz, die den Job noch machen durften.

Bernd Brückner sah den vor Wut dampfenden Kanzler, das flüssige Ei hing an der Brille wie ein Spinnennetz am Ast. Da kam ihm der Gedanke: Eigentlich ein schöner Beruf, auf Menschen aufzupassen. Eigentlich mache ich nichts lieber.

Keine Lust mehr auf Damenunterwäsche

Er wollte nicht länger Damenunterwäsche verkaufen. Er wollte wieder schützen. Die neue Frau hat ihm dabei geholfen, sie hat ihm Mut gemacht. Aber das hätte nicht gereicht, wenn nicht auch die Zeit geholfen hätte. Allmählich kündigten sich die Ostalgie-Shows in den Privatsendern an, der Blick auf Honecker wurde ein wenig milder und damit auch der auf seinen Schatten. Brückner hatte außerdem etwas anzubieten: seine Leidenschaft für diesen Job.

Wer sonst kennt schon alle Attentate der Welt. Datum, Ablauf, Wirkung. Sein Lieblingsattentat ist das auf Bill Gates. Es geht so: Gates wird aus einer Menschengruppe heraus mit einem Stück Torte beworfen, und die Personenschützer, statt den Tortenwerfer ausfindig zu machen, putzen erst mal an seinem Anzug rum, machen den Wurfkanal nicht zu, haben den plärrenden Gates grad einigermaßen sauber, da kommt das zweite Tortenstück. Platsch. Herrlich, sagt Brückner. Wie bei Dick und Doof.

Wie verhindert man den Blick unter den Minirock

Mitte der neunziger Jahre fing Bernd Brückners zweites Leben im Auftrag der Sicherheit an, nicht mehr der Staatssicherheit, das war ein großer Unterschied. Er konnte bei der TÜV-Akademie Berlin arbeiten, der Bereich Unternehmenssicherheit wurde da gerade aufgebaut. Alle waren begeistert, auch davon, dass Brückner nicht zu denen gehört, die jammern.

Er erzählt lieber vom Papst und von Honeckers Hirschen. Er erklärt, wie man - durch die richtige Position - verhindern kann, dass einer jungen Schauspielerin, die im Minirock aus einem Auto klettert, alle zwischen die Beine fotografieren. Er hat allerdings gelernt, dass es junge Schauspielerinnen gibt, die absichtlich so aus dem Auto klettern, dass jeder ihnen zwischen die Beine fotografieren kann. Er ist ja jetzt im Westen.

Rambo hat ausgedient

Später hat er dieses Bildungsinstitut gegründet, schützt nicht mehr selbst, sondern sorgt dafür, dass Schatten nachwachsen: Detektive, Objektschützer, Begleitpersonal von Geldtransportern. Der Laden läuft ganz gut, weil sich bei ihm Arbeitslose umschulen lassen können, vom Arbeitsamt unterstützt. Ein Job als Schatten kann auch eine Chance sein für jemanden, der sonst nichts findet. Bernd Brückner, der Chef, kennt sich aus mit zweiten Chancen.

Er sagt seinen Schülern, dass ein Leibwächter kein Rambo sein soll. "Lasst es sein, nur von Gewalt und Kraft zu träumen." Stattdessen: Die kleinen Dinge erkennen und ihre Größe begreifen. Eine graue Maus sein wollen, ein guter Bodyguard ist immer eine graue Maus. Ein Schatten sein wollen, ein guter Bodyguard lässt immer die Hauptperson leuchten. Er sagt, Personenschützer ausbilden heißt immer auch, zur Demut zu erziehen und zur Verantwortung.

Es gibt eine Art von Verantwortung, mindestens eine, der ist er nicht gerecht geworden. Noch eine Geschichte mit Honecker. Dessen Enkeltochter Mariana war als Zweijährige gestorben, Honecker besuchte regelmäßig ihr Grab.

Honeckers geklaute Vase

Einmal hatte er eine wertvolle Kristallvase dabei und ließ sie auf dem Grab stehen. Er dachte, in seinem Land wird so was nicht geklaut, er traute den Menschen, oder er kannte sie einfach nicht mehr. Brückner traute den Menschen schon damals nicht, oder er kannte sie zu gut. Jedenfalls war er nahe genug an Honecker, um ihm sagen zu können: Genosse Generalsekretär, die Vase wird da nicht lange stehen. Die DDR ist nicht das Paradies.

Er hätte vielleicht die Verantwortung gehabt, es ihm zu sagen. Er hat es aber nicht gesagt.

Bald war die Vase weg, geklaut. Beim Personenschutz besorgten sie - Honecker erfuhr davon nichts - eine neue, identisch aussehende. Die wurde bei der Friedhofsverwaltung deponiert, und wenn Honecker sich zum Friedhof aufmachte, rief Brückner bei der Verwaltung an: "Er kommt, stellt die Vase aufs Grab!"

So hat auch Bernd Brückner, ein Schattenmann sogar in dreifacher Hinsicht, nichts dazu beigetragen, dass sich die Schatten um Erich Honecker rechtzeitig hätten lichten können.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: