Honduras:Schwere Vorwürfe gegen Staatschef

Honduras President Juan Orlando Hernandez and U.S. President Donald Trump pose for a picture during the signing of an agreement where Honduras will accept more asylum seekers heading to the U.S. under latest U.S. immigration deal, in New York

Streitet alles ab: Der honduranische Präsident Juan Orlando Hernández. Sein Land gilt als Hochburg der Drogengangs, soll aber nach US-Willen „sicherer Drittstaat“ werden.

(Foto: Presidency Honduras/REUTERS)

Die US-Staatsanwaltschaft beschuldigt Juan Orlando Hernández, auf der Schmiergeldliste von Drogenchefs wie "El Chapo" gestanden zu haben. Der honduranische Präsident streitet alles ab.

Von Christoph Gurk, Buenos Aires

Es sind unangenehme Zeiten für den honduranischen Präsidenten Juan Orlando Hernández. Gerade wurde in New York der Prozess gegen seinen jüngeren Bruder Juan Antonio "Tony" Hernández eröffnet. Dieser soll über Jahre hinweg Kokain in die USA geschmuggelt haben,unter anderem mit U-Booten und im ganz großen Stil. Die Lieferungen sollen sogar teilweise mit seinen Initialen gekennzeichnet gewesen sein: "T.H." für Tony Hernández. Im November wurde er deswegen in Miami festgenommen.

Nun, am ersten Tag seiner Gerichtsverhandlung in New York, erhob die US-Staatsanwaltschaft auch schwere Anschuldigungen gegen Honduras Präsidenten selbst. Über seinen jüngeren Bruder soll Juan Orlando Hernández Bestechungsgelder in Millionenhöhe kassiert haben, unter anderem von Mexikos berüchtigtem Drogenboss Joaquín "El Chapo" Guzmán.

Kurz nach Bekanntwerden der Nachricht erklärte Hernández, die Anschuldigungen seien falsch, absurd und lächerlich. "Das ist noch unglaubwürdiger als Alice in Wunderland", schrieb er auf Twitter. Es ist allerdings nicht das erste Mal, dass der Präsident von Honduras in Verdacht gerät, in Verbindung zum internationalen Drogenhandel zu stehen. Schon im Vorfeld des Prozesses gelangten Gerichtsakten an die Öffentlichkeit, nach denen Hernández seine Präsidentschaftswahlkämpfe von 2013 und 2017 unter anderem mit Drogengeldern finanziert haben soll. In Honduras kam es daraufhin zu Protesten, die teilweise gewaltsam niedergeschlagen wurden.

Die neuen Anschuldigungen sind vor allem auch deshalb brisant, weil die USA erst vor etwas mehr als einer Woche einen Vertrag mit Honduras unterzeichnet haben, der das Land zu einem sicheren Drittstaat erklärt. Migranten, die auf ihrem Weg in die USA durch Honduras gereist sind, könnten dorthin abgeschoben werden. Ähnliche Regelungen gibt es auch mit den Nachbarländern El Salvador und Guatemala, Menschenrechtler und Migrationsexperten kritisieren die Abkommen allerdings scharf. Die Staaten des sogenannten "nördlichen Dreiecks" leiden allesamt unter hoher Gewalt, Honduras ist eines der Länder mit der höchsten Mordrate weltweit.

Schuld daran sind vor allem auch Drogenbanden, Straflosigkeit und die allseits grassierende Korruption. Es sei nicht hinnehmbar, dass US-Behörden Hinweise auf eine direkte Verbindung von Präsident Hernández zum Drogenhandel haben, während die Regierung der Vereinigten Staaten gleichzeitig das Land zu einem sicheren Drittstaat erklärt, sagen Kritiker.

Der Bruder von Präsident Hernández plädierte bei der Gerichtsverhandlung in New York auf nicht schuldig, und auch Juan Orlando Hernández weist alle Vorwürfe von sich. Die Anschuldigungen seien eine Schmutzkampagne von früheren Drogenbossen, die wütend seien, dass sie an die USA ausgeliefert wurden. Formelle Ermittlungen gegen Hernández wurden in den USA nicht eingeleitet.

Honduras Präsident ist seit 2014 im Amt, seine Wiederwahl 2017 wurde vom Verdacht des Wahlbetrugs überschattet. Die US-Justiz wirft auch seinem Vorgänger Porfirio Lobo vor, Drogengelder erhalten zu haben. Dessen Sohn wurde wegen Handels mit Kokain zu 24 Jahren Gefängnis verurteilt, Lobo selbst aber streitet alle Vorwürfe ab.

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