Honduras:Drama in der Luft

In Honduras erwarten Gegner und Anhänger die Rückkehr des gestürzten Präsidenten Zelaya. Doch die Putschisten verweigern ihm die Landeerlaubnis.

Peter Burghardt

Der gestürzte Präsident war schon in der Luft, da erreichte das Drama um Honduras neue Höhepunkte. Die Putschregierung verweigerte Manuel Zelaya und seinem Begleitern die Landeerlaubnis, obwohl die Welt seine Wiedereinsetzung fordert.

Honduras: "Es eilt Mel": Ein Anhänger von Manuel Zelaya wirbt mit dem Bild des gestürzten Präsidenten für dessen schnelle Rückkehr nach Honduras. Das Volk brauche ihn, die Welt stehe auf seiner Seite.

"Es eilt Mel": Ein Anhänger von Manuel Zelaya wirbt mit dem Bild des gestürzten Präsidenten für dessen schnelle Rückkehr nach Honduras. Das Volk brauche ihn, die Welt stehe auf seiner Seite.

(Foto: Foto: AP)

Man habe mit Unterstützung der Streitkräfte angewiesen, das Flugzeug abzuweisen, erklärte das Außenministerium. Der Flughafen in Tegucigalpa wurde von Soldaten abgesperrt, viele Linienflüge fielen aus. Gegen Nachmittag wurden sämtliche Rundfunkkanäle vorübergehend gleichgeschaltet, auch die ausländischen. Der international isolierte Putschpräsident Roberto Micheletti bot Verhandlungen unbekannten Inhalts an und beschuldigte das Nachbarland Nicaragua, Truppen zu mobilisieren. Zehntausende Anhänger Zelayas näherten sich dennoch friedlich dem Terminal. Die kurze Piste zwischen den Hügeln der Hauptstadt gehört schon unter normalen Umständen zu den gefährlichsten der Erde. Nun stand ein Showdown bevor.

Zelaya hielt bis zuletzt an seiner Heimkehr fest. "Ich muss in mein Land zurückkehren, ich bin der Präsident", sagte der umstrittene Linkspolitiker, der eine Woche zuvor von der Armee aus seiner Residenz nach Costa Rica verschleppt und danach vom Parlament durch Micheletti ersetzt worden war. Eskortieren wollten ihn der Generalsekretär der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS), José Miguel Insulza, sowie die Staatschefs von Argentinien, Paraguay und Ecuador.

Doch die flogen zunächst ins Nachbarland El Salvador. Zelaya wurde begleitet von Diplomaten und Journalisten. Er bat, "Ruhe und Gewaltlosigkeit zu wahren. Die Waffe, die wir haben, ist die mächtigste, und das ist das Recht der Völker, sich selbst zu verteidigen."

In der Nacht zuvor hatte die OAS in einer dramatischen Sondersitzung in Washington den Staatsstreich einstimmig verurteilt, Honduras suspendiert und Zelaya unterstützt. Zelaya sprach von Repression und Terrorregime in Honduras, er wolle Demokratie und Dialog wieder herstellen. Doch von Demokratie kann in dieser schwersten Krise seit langem in Lateinamerika keine Rede sein.

Vor dem Einreiseverbot hatten die Putschisten gedroht, Zelaya werde bei seiner Ankunft in Honduras verhaftet. Sein Delikt war der vergleichsweise harmlose Versuchs einer Volksbefragung über die Möglichkeit einer Verfassungsänderung, die Staatsanwaltschaft erließ darauf hin Haftbefehl. Inzwischen ist von 18 Anklagen wegen Verfassungsbruches, Machtmissbrauchs und Vaterlandsverrates die Rede.

Sein unter fadenscheinig demokratischen Argumenten ernannter Nachfolger Micheletti behauptete erneut, es sei verfassungsgemäß gehandelt worden. Wegen der Gefahr von Festnahme und Gewalt rieten mehrere Politiker Zelaya von der Reise ab. In Honduras warnte der Kardinal Óscar Rodríguez: "Eine Heimkehr in diesem Moment kann ein Blutbad auslösen."

Die Verstöße gegen die Legalität hätten vor dem 28. Juni begonnen, sagte Rodríguez und meinte Zelayas angebliche Delikte vor der Militäraktion gegen ihn. So stellt sich auch der Klerus auf die Seite der Reaktionäre. Getragen wird der Aufstand ansonsten von Streitkräften, Justiz und Parlament, das vornehmlich zwei konservativer Parteien füllen. Sowie von führenden Unternehmern und Teilen der Bevölkerung. "Ultra rechts" sei der Kern dieser Bewegung, sagt der Analyst Manuel Torres. Außenpolitisch ist die Riege jedoch sehr einsam.

Die OAS entschied sich in seltener Einigkeit für Sanktionen. Ein solcher Bann hatte 1991 Haiti getroffen und nach der Revolution Kuba - die kubanische Suspendierung wurde kürzlich aufgehoben. Es habe sich in Honduras "ein Bruch der demokratischen Ordnung vollzogen", so die OAS-Resolution. Argentiniens Präsidentin Cristina Fernßndez de Kirchner findet: "Wir dürfen nicht in die barbarische Vergangenheit zurück kehren."

Die Führung reagiert mit Propaganda und Nationalismus. Vize-Außenministerin Martha Lorena Alvarado sagte, notfalls werde man bis zu den Wahlen im November "isoliert von der Welt aushalten". Dabei ist Honduras von Auslandshilfe abhängig, mindestens jeder zweite der 7,5 Millionen Einwohner lebt in Armut.

Staatssender und Zeitungen preisen Kundgebungen für Micheletti, viele Honduraner lehnen Zelayas Hinwendung zu Venezuelas Präsident Hugo Chßvez ab. Tausende hatten am Freitag vor dem Präsidentenpalast gegen Zelaya protestiert, doch später nahmen vor allem die Demonstrationen für Zelaya und die Rückkehr zur Demokratie zu. Scharen von Sympathisanten zogen am Sonntag zum Flughafen von Tegucigalpa, wo Zelaya einfliegen wollte. "Nein zum Staatsstreich", riefen sie, "gebt uns unseren Präsidenten zurück."

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