Manchmal schaut er sich um, ob ihm jemand folgt, sogar hier, in einem Park mitten in Berlin. Zehn, fünfzehn Drohungen bekommt er im Internet am Tag, eine drastischer als die andere. "Ich schwöre, wir holen dich." - "Ich reiße dir den Arsch auf." - "Du wirst in deinem Blut ertrinken." Dazu die Bilder. Widerliche Fotomontagen, die ihn mit Lippenstift darstellen oder in bizarren Stellungen mit Männern. Einmal ist seine Mutter darauf zu sehen, unerträglich selbst für jemanden, der aus einer weniger konservativen Kultur käme als der tschetschenischen. Eine scheinbar harmlose Aufnahme zeigt ihn allein, beim Spaziergang irgendwo. Sie wissen immer, wo er ist.
Menschenrechte:Die Gejagten
Seit Jahren werden Homosexuelle in Tschetschenien vom Staat erniedrigt, gequält, getötet. Ein Spaziergang mit einem, der nach Berlin geflohen, aber trotzdem nicht frei ist.
Von Lena Kampf und Sonja Zekri
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