Welt-Holocaust-Forum:Gedenken mit großer Geste

In Yad Vashem erinnern mehr als 40 Staats- und Regierungschefs an die Befreiung von Auschwitz.

Von Thomas Balbierer

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FILE PHOTO: An Israeli soldier places a flower next to the name of a former death camp as she visits the Hall of Remembrance at the Yad Vashem World Holocaust Remembrance Center, on the annual Israeli Holocaust Remembrance Day, in Jerusalem

Quelle: REUTERS

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Es soll ein Tag der großen Gesten werden. Und schon vor Beginn des Welt-Holocaust-Forums in Jerusalem sorgt Ukraines Präsident Wolodimir Selenskij am Donnerstag für die erste Geste. Seine Delegation überlässt ihre Sitzplätze in der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem jüdischen Überlebenden. "Diese Menschen verdienen diese Ehre am meisten von allen", twittert Selenskij. Er ist einer von 41 Staats- und Regierungschefs, die an der Gedenkveranstaltung teilnehmen. Im Zentrum steht die Erinnerung an die Befreiung von Auschwitz vor 75 Jahren sowie der Kampf gegen den Antisemitismus.

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Quelle: AP

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Israels Präsident Reuven Rivlin sagte im Vorfeld, er bete, dass die Veranstaltung eine Botschaft gegen Judenhass in "jedes Land der Erde" senden werde. Unter den Gästen sind Frankreichs Staatsoberhaupt Emmanuel Macron, Russlands Präsident Wladimir Putin, US-Vizepräsident Mike Pence und die Spitzen der EU-Institutionen. Auch der britische Thronfolger Prinz Charles (im Bild) kommt nach Jerusalem.

Bundespräsident Steinmeier in Israel

Quelle: dpa

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Als Geste der Versöhnung ist zu verstehen, dass Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier 75 Jahre nach dem systematischen Mord der Nazis an den Juden in Yad Vashem spricht - als erstes deutsches Staatsoberhaupt. Und weil es ein Tag der Gesten ist, beginnt Steinmeier seine Rede laut Manuskript mit einem Gebet auf Hebräisch. Er betont die deutsche Verantwortung für das Erinnern an die Gräuel der Nazis und sagt: "Die Mörder, die Wachleute, die Helfershelfer, die Mitläufer: Sie waren Deutsche". Es dürfe "keinen Schlussstrich unter das Erinnern geben". Und er warnt angesichts der Ausbreitung von Hass und Hetze: "Als Menschen bleiben wir verführbar."

FILE PHOTO: French President Macron stands by the Western Wall, the holiest site where Jews can pray in Jerusalem's old city, during a visit in Jerusalem

Quelle: REUTERS

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Auch Frankreichs Präsident Macron setzt während seines zweitägigen Besuchs in Israel ein Zeichen gegen Judenhass. Am Mittwoch besucht er die Klagemauer in der Altstadt Jerusalems. Sie gilt im Judentum als heilige Stätte. Nach einem Gespräch mit Macron lobt dessen Amtskollege Rivlin, der Franzose engagiere sich zutiefst im Kampf gegen den Antisemitismus. Macron warnt bei seinem ersten Staatsbesuch in Israel, dass sich der Judenhass wie eine "Seuche" über Europa und Frankreich ausbreite.

U.S. Vice President Mike Pence and his wife Karen disembark from a plane upon their arrival at Ben Gurion International Airport to attend the World Holocaust Forum at the Yad Vashem memorial centre, near Tel Aviv, Israel

Quelle: REUTERS

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Als Vertreter der Vereinigten Staaten kommt Vizepräsident Mike Pence zur Gedenkfeier. US-Präsident Donald Trump sieht sich als eine Art Patron Israels und betreibt mit Entscheidungen, zum Beispiel dem Umzug der US-Botschaft nach Jerusalem, immer wieder Politik mit großer Geste. Vom Ziel, im Nahen Osten für Frieden zu sorgen, sind die Amerikaner jedoch weit entfernt. Die Teilnahme am Gedenktag, so das US-Außenministerium, soll den Einsatz der USA im Kampf gegen den Antisemitismus verdeutlichen. Demnach wollen die USA andere Staaten davon überzeugen, die Definition von Antisemitismus zu erweitern.

Israeli policemen and a police dog patrol the area as the city gears up to host a Holocaust memorial event at Yad Vashem, in Jerusalem

Quelle: REUTERS

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Wegen des hochrangigen Besuchs sind die Sicherheitsvorkehrungen in Jerusalem sehr hoch. Laut Times of Israel sollen etwa 10 000 Polizisten im Einsatz sein. Zwischen Jerusalem und Tel Aviv wird die Hauptverbindungsstraße zeitweise gesperrt. Laut Polizei gilt im Umkreis von rund 750 Metern um Yad Vashem eine Flugverbotszone. Für die Öffentlichkeit bleibt Yad Vashem am Donnerstag geschlossen.

2020 World Economic Forum in Davos

Quelle: REUTERS

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Missmut herrscht abseits der Gedenkfeier. Der polnische Präsident Andrzej Duda ist gar nicht erst nach Israel gereist. Er sagte seine Teilnahme ab, nachdem ihm die Veranstalter kein Rederecht eingeräumt hatten. Polen ist verärgert, weil Russlands Präsident Putin einer der Hauptredner der Veranstaltung ist. Duda wirft ihm vor, Polen eine Mitschuld am von den Nazis begonnenen Weltkrieg zu geben. Auch Litauens Präsident Gitanas Nausėda bleibt der Veranstaltung fern.

Israeli PM Netanyahu receives Russian President Putin ahead of the World Holocaust Forum at the Yad Vashem memorial centre in Jerusalem

Quelle: via REUTERS

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Putin wird von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu (rechts) und seiner Ehefrau Sara indes als Ehrengast empfangen. Er ruft zum vereinten Kampf gegen Fremdenhass und Antisemitismus auf. Doch seine historischen Ansichten sind auch in Israel umstritten. Die linksliberale israelische Zeitung Haaretz mahnt in ihrer aktuellen Ausgabe, man dürfe trotz der Befreiung des Todeslagers durch die Sowjetunion "die weniger heroischen Kapitel" nicht vergessen - zum Beispiel den Nichtangriffspakt zwischen Hitler und Stalin. Putin klagt hingegen über Versuche, "die Wahrheit über den Zweiten Weltkrieg zu verzerren". Die Sowjetunion habe "einen entscheidenden Beitrag im Kampf gegen Nazismus geleistet".

General view of the entrance of former Nazi German Auschwitz concentration camp complex in Oswiecim

Quelle: REUTERS

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In Polen wird am Montag mit einer eigenen Veranstaltung der Befreiung von Auschwitz gedacht. Am 27. Januar 1945 erreichte die Rote Armee das von den Nazis teilweise zerstörte Todeslager. In der Times of Israel kritisierte der Direktor der Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau, Piotr Cywiński, dass die Hauptveranstaltung nicht in Israel, sondern in Polen stattfinden sollte. In Auschwitz werden Bundespräsident Steinmeier und Israels Präsident Rivlin erwartet.

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