Süddeutsche Zeitung

Holocaust-Leugner Williamson:Päpstliches Bekenntnis

Benedikt XVI. hat zwar versucht, seine Entscheidung zugunsten der Lefebvre-Anhänger zu erklären - ein Machtwort gegen den Holocaust-Leugner steht jedoch noch aus.

Stefan Ulrich, Rom

Auch Päpste sind fehlbar. Doch für sie ist die Versuchung besonders groß, sich unfehlbar zu fühlen und hinter den Mauern des Kirchenstaates gegen Kritik zu verschanzen. Schließlich sitzen sie auf einem hohen Thron, dem Petrus-Stuhl, von wo aus sie als "Stellvertreter Jesu Christi" über mehr als eine Milliarde Katholiken gebieten.

Benedikt XVI. hat dennoch bewiesen, für Kritik empfänglich zu sein. So entschuldigte er sich vor gut zwei Jahren sehr schnell bei den Muslimen, weil ein islamfeindliches Zitat in seiner Regensburger Rede viel Schmerz und Wut ausgelöst hatte.

Bei seiner Ansprache an diesem Mittwoch ging Benedikt nicht so weit. Er sagte nicht, dass die Wiederaufnahme von vier reaktionären Bischöfen in die Kirchengemeinschaft, darunter ein Holocaust-Leugner, ein Fehler war. Er bemühte sich aber, seine Entscheidung zugunsten der Lefebvre-Anhänger zu erklären und Zweideutigkeiten auszuräumen.

So appellierte er an die Erztraditionalisten, die Ergebnisse des Zweiten Vatikanischen Konzils anzuerkennen. Hierzu gehört das Bekenntnis zur Religionsfreiheit und zur Versöhnung mit den Juden. Schade bleibt, dass Benedikt den Lefebvristen diese Bekenntnisse nicht vor der Aufhebung ihrer Exkommunikation abverlangt hat.

Klar und mitfühlend, wie das von ihm erwartet werden muss, äußerte sich der Papst zum Holocaust. Er geißelte den Rassen- und Religionshass der Nazis, warnte vor einem Vergessen der Shoah, bezeichnete die Juden als seine "Brüder" und rief zum Dialog auf. Den Namen des Lefebvre-Bischofs Richard Williamson aber nannte er nicht. Ein Machtwort des Papstes gegen diesen gottlosen Holocaust-Leugner steht noch aus.

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SZ vom 29.01.2009/bica
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