Die Hamburger Holocaust-Überlebende und politische Aktivistin Esther Bejarano ist in der Nacht auf Samstag im Alter von 96 Jahren in Hamburg gestorben. Das bestätigte das Internationale Auschwitz-Komitee am Samstag. Esther Bejarano hatte das deutsche Auschwitz-Komitee mitbegründet.
Zuvor hatte Meron Mendel, der Direkter des Frankfurter Bildungsstätte Anne Frank, die Todesnachricht auf Twitter bekannt gegeben. "Ihr Leben hat sie der Musik und dem Kampf gegen Rassismus und Antisemitismus gewidmet", schrieb Mendel.
Bejarano war 1924 als Esther Loewy in Saarlouis geboren worden. Nach dem Anschluss des Saarlandes an Hitler-Deutschland 1935 wurde ihre Familie wie alle anderen jüdischen Deutschen entrechtet und verfolgt. Loewys Eltern und ihre Schwester wurden ermordet.
Die Jugendliche musste Zwangsarbeit leisten und wurde im April 1943 ins Vernichtungslager Auschwitz deportiert. Dort spielte sie Akkordeon und Blockflöte in einem Mädchenorchester, das die SS aufstellte.
Von Deutschland nach Israel und zurück
Später wurde sie in andere KZ deportiert und musste Zangsarbeit leisten. Bejarano wurde Anfang Mai 1945 von alliierten Soldaten in Nordostdeutschland befreit: "Eigentlich waren es Amerikaner und Russen gemeinsam", sagte sie 2015 in einem SZ-Interview.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wanderte sie nach Palästina aus, diente in der israelischen Armee während des Unabhängigkeitskriegs 1948. In Israel lernte sie ihren Mann Nissim kennen. 1960 zog die Familie nach Hamburg.
In den letzten Jahrzehnten trat Bejarano als Zeitzeugin auf, engagierte sich gegen Rassismus und Antisemitismus und sprach sich dafür aus, Geflüchteten zu helfen. Sie bezeichnete sich selbst als aktive Antifaschistin.
In den vergangenen Jahren stand Bejarano mit der Band Microphone Mafia auf der Bühne. Auch nach dem Abebben der Corona-Pandemie wollte Bejarano wieder auftreten. Ende Juni 2021 sagte sie Termine ab aus gesundheitlichen Gründen.
Sie sei am frühen Samstagmorgen ganz friedlich eingeschlafen und habe nicht gelitten, sagte Helga Obens, eine enge Freundin und Vorstandsmitglied vom Auschwitz Komitee, nun der dpa. Schon am Abend habe sich abgezeichnet, dass es ihre letzten Stunden sein werden. Sie sei im Israelitischen Krankenhaus von Freunden umgeben gewesen.