Die Geschichte der westdeutschen NS-Prozesse wirft bis heute viele Fragen auf. Dass etwa die sogenannten Opferzeugen in Forschungen zu bundesdeutschen Holocaust-Prozessen lange eine eher vernachlässigte Größe waren, ging auf verschiedene Ursachen zurück. Außer der traditionellen Täterzentrierung des deutschen Strafrechts spielte eine Rolle, dass sich auch die Geschichtswissenschaft anfangs kaum mit den Opfern des Judenmords beschäftigte. Ein weiterer Grund war schließlich die insgesamt fehlende Sichtbarkeit aller NS-Opfer in der bundesdeutschen Nachkriegsgesellschaft. Während die Pionierarbeiten von Saul Friedländer und Christopher Browning dann den Weg für eine stärkere Einbeziehung von Opferperspektiven in der NS-Forschung ebneten, trugen internationale Entwicklungen wie das neue menschenrechtsfreundlichere Völkerstrafrecht zu einer erinnerungskulturellen Aufwertung von Opfern staatlicher Makrokriminalität bei.
Das Politische Buch:Die Stimmen der Opfer
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Katharina Stengel hat erforscht, wie Auschwitz-Überlebende vor westdeutschen Gerichten halfen, NS-Verbrecher zu überführen, und warum sie dennoch so oft auf Unverständnis stießen.
Rezension von Annette Weinke

50 Jahre Auschwitz-Urteile von Frankfurt:Nazi-Verbrecher von nebenan
In der Boomzeit der 1960er Jahre zwang die Justiz die Deutschen, sich ihrer NS-Vergangenheit zu stellen. Der spektakuläre Auschwitz-Prozess durchbrach das bequeme Verdrängen. Vor 50 Jahren erging das Urteil.
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