Historischer Volksentscheid:Iren schreiben Homo-Ehe in die Verfassung

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  • Noch sind nicht alle Stimmen ausgezählt - aber es sieht es danach aus, dass sich eine Mehrheit beim irischen Volksentscheid für die Zulassung der Homo-Ehe entschieden hat.
  • Irland wird nun das erste Land, das die gleichgeschlechtliche Ehe per Volksentscheid einführt.
  • Die Arbeiten an dem neuen Gesetz sollen direkt beginnen. Somit könnten vor Weihnachten die ersten Paare getraut werden.

Iren stimmen für Einführung von gleichgeschlechtlicher Ehe

Die Iren haben nach Angaben der Regierung in einer Volksabstimmung mit großer Mehrheit für die Zulassung gleichgeschlechtlicher Ehen gestimmt. Der Gleichstellungsminister Aodhán Ó Ríordáin sagte, er gehe von einer großen Mehrheit für die Befürworter der Schwulen- und Lesbenehe aus. Selbst in Regionen, die nicht als sehr liberal gelten, habe er auf der Mehrzahl der Stimmzettel ein "Ja" gesehen, sagte er der Nachrichtenagentur Reuters. Die Wahlbeteiligung sei beispiellos.

Vertreter des Nein-Lagers aus dem Umfeld der katholischen Kirche räumten ihre Niederlage ein. David Quinn vom katholischen Iona-Institut gratulierte bereits der Unterstützer-Seite.

Die Volksabstimmung ergänzt den Artikel 41 der irischen Verfassung um einen Satz: "Marriage may be contracted in accordance with law by two persons without distinction as to their sex." (Auf Deutsch: Eine Hochzeit kann zwischen zwei Personen ohne einen Unterschied bei den Geschlechtern zu machen im Einklang mit den Gesetzen geschlossen werden.) Umgesetzt werden soll das in einem neuen Gesetz, der Marriage Bill 2015. Die Arbeiten daran sollen bald beginnen, meldet die Irish Times. Der Zeitung zufolge könnten vor Weihnachten die ersten homosexuellen Paare heiraten.

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Die Iren haben in einer Volksabstimmung für die Zulassung gleichgeschlechtlicher Ehen gestimmt. Wird sich dieses historische Ja auch auf die Gesetzgebung anderer Länder in Europa auswirken?

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Volksbefragung im katholisch geprägten Land

Seit 2011 können Schwule und Lesben in Irland eine eingetragene Partnerschaft eingehen. Damit haben sie praktisch die gleichen Rechte und Pflichten wie in einer Ehe, eine echte Gleichstellung mit heterosexuellen Ehepaaren blieb ihnen aber verwehrt. Die Anerkennung der Homo-Ehe in der Verfassung hat daher eine enorme symbolische Bedeutung. Bis 1993 stand Homosexualität in Irland noch unter Strafe, das Land war lange von den Moralgeboten der katholischen Kirche geprägt.

Die Kirche hatte die Gläubigen dazu aufgerufen, gegen die Anerkennung zu stimmen. Vier von fünf Iren bezeichnen sich als katholisch. Allerdings haben mehrere Skandale um Kindesmissbrauch den Einfluss der einst in Irland übermächtigen Institution schwinden lassen.

Über Wochen hatte es daher heftige Diskussionen gegeben. Als eine der prominentesten Befürworterinnen der Homo-Ehe trat die ehemalige Präsidentin Mary McAleese auf, deren Sohn Justin schwul ist. Mit einem Ja, argumentierte sie, werde in Irland endlich wahre Gleichberechtigung herrschen. Ministerpräsident Enda Kenny hatte wie alle großen Parteien für die Homo-Ehe geworben. Die Volksbefragung bestimme das künftige Bild des Landes und berühre Fragen von Toleranz und Respekt.

© SZ.de/AFP/dpa/kfu - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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